Mittwoch, 28. März 2012

Kid Icarus: Uprising (Nintendo 3DS)

Kid Icarus: Uprising (Nintendo 3DS)

Vor 25 Jahren machte der flugunfähige Engelsjunge Pit zum ersten Mal mit wackligen Flügeln die Lüfte unsicher. 5 Jahre nach seinem Abenteuer auf dem NES versuchte er es noch mal auf dem Game Boy. Auch dort war das Ergebnis solide, wurde aber bald vergessen. So vergaß auch Nintendo eine seiner frühen Videospielfiguren. Pit war nie mehr gesehen, bis er vor nicht allzu langer Zeit am Kampf der Smash Brothers teilnahm. Durch den Kampf gegen Mario und Kirby, scheint er wieder zu neuen Kräften gekommen zu sein und endlich kann er sich aufbäumen und ein neues Abenteuer bestreiten. Kid Icarus: Uprising für den N3DS versucht, ein vergessenes Franchise wiederzubeleben und wir fragen uns, ob das gut geht. Und wie sieht es aus?

Wenn Medusa zwei mal klingelt

Medusa hat die etwas ungewöhnliche Tat vollbracht, ihren eigenen Tod zu negieren und wandelt nun wieder auf Erden. Wie das funktioniert hat, weiß sie selbst nicht so genau, ist ja letztlich auch egal, besonders wenn man dafür viel hübscher und nicht mehr so pixelig wie damals aussieht. Göttin Lady Palutena will sie natürlich aufhalten und wer ist dafür besser geeignet als ihr ehemaliger Retter Pit. Sie hilft ihm beim Fliegen und gibt ihm allerhand gute Tipps. Einfach wird der Kampf für den etwas eingerosteten Helden aber trotzdem nicht.

Das ist aber ein dicker Brummer

Okay, fangen wir mal ganz von vorne an. Also bei der Verpackung. Wie euch wahrscheinlich schon während des Erwerbs des neuesten Nintendo-Knüllers auffallen wird, handelt es sich bei der Packung in euren Händen um keine normale. Der Pappkarton ist ungewöhnlich groß für ein 3DS Spiel. Neben der Standardspielhülle, befinden sich im Karton noch ein Booster mit 6 Augmented Reality-Karten; wenn ihr vorbestellt habt, sogar noch ein weiterer Booster mit noch mal 24 Karten. Dazu kommen wir aber später. Das Wichtigste neben dem Spiel ist nämlich der 3DS Ständer. Der hilft nämlich die tragende Hand beim Spielen zu entlasten. Wie fest der 3DS auf dem Ständer steht, war zuerst ein wenig überraschend, aber auch erfreulich. Zur Spielhülle muss ich noch anmerken, dass ich total begeistert war von dem Detail, dass man das Cover beidseitig bedruckt hat, wodurch man durch die Löcher in der Hülle viele kleine Bilder von Pit erspähen kann.

Komm und mach die 3DS Kralle

Das am meisten diskutierte Problem an Kid Icarus: Uprising ist mit Sicherheit die Steuerung. Und ja, sie ist zuerst gewöhnungsbedürftig. Vor allem als Linkshänder und ohne 3DS Halterung ist es nicht unbedingt leicht zu spielen. Ohne Halterung zu spielen sorgt spätestens nach einer halben Stunde zu einem Krampf in der Hand. Unterwegs zu spielen wird dadurch eher schwierig, was letztlich das Wichtigste für ein Game eines Handhelds ist. Dadurch, dass es aber genügend Einstellungsmöglichkeiten und Varianten für die Steuerung gibt (zusätzlich wird auch das Circle Pad Pro unterstützt), wird aber jeder, der sich wirklich mit dem Spiel beschäftigt eine für ihn funktionierende Steuermethode finden.

Fliegen, Dungeon, Fliegen, Dungeon….

Das Gameplay ist recht festgefahren. Jedes Kapitel beginnt mit einer fünfminütigen Flugmission. Während der Flugmission ballert man in bester Railshooter Manier mit Hilfe des Stylus alles ab, was auf einen zufliegt, selbst wenn es sich dabei um Metroids handeln sollte. In der Luft sieht alles verdammt gut aus und der 3D Effekt funktioniert exzellent und wird super eingesetzt. Besonders Pandoras Level ist voll mit coolen Ideen.
Danach geht es zu Fuß weiter. Jetzt wird das Spiel eher zu einem Third-Person-Shooter. Entfernte Gegner werden abgeschossen, wenn sie näherkommen, bekommen sie eins mit einer der 9 Waffentypen auf den Kopf. Die Gefechte gehen flott von der Hand und dadurch, dass jeder Feind ein sehr eigenes Verhaltensmuster vorweist, muss man immer darauf achten wie man sich ihnen nähert, zumindest wenn man sich für einen schweren Schwierigkeitsgrad entschieden hat. Die Bosskämpfe sind meist ziemlich einfach gestrickt und sind keine wirkliche Herausforderung, dafür sehen die Bossgegner meist wirklich sehr gut aus. Wirklich problematisch fand ich am Spielablauf nur, dass es absolut keine Abwechslung gibt. Immer mal wieder kann man eines von drei Fahrzeugen benutzen. Wirklich anders wird das Spielerlebnis dadurch aber nicht. So werden die Dungeons schnell öde, weil es nicht viel zu entdecken gibt und man eigentlich immer nur von einem Raum in den nächsten muss, um dort dann wieder alle Feinde zu vernichten. Rätsel, die mehr Aufwand erfordern als einen Knopf zu drücken, oder auch mal Aufgaben innerhalb der Dungeons fehlen leider. Störend ist auch, dass die Kamera nur recht zögerlich auf euren Stift reagiert. Selbst wenn man die Geschwindigkeit höchstmöglich einstellt. Dadurch wird’s immer wieder mal ziemlich chaotisch.

Kann die Story denn was?

Die Story hört sich zwar ziemlich unspektakulär und generisch an, die Art wie sie vorgetragen wird, ist aber verdammt amüsant. Die Zwischensequenzen sind sehr kurz gehalten. Fast alles an Story wird euch während des Gefechts erzählt. Das ufert so sehr aus, dass es Missionen gibt in denen Pit, Lady Palutena und der jeweilige Endboss, der gerade verfolgt wird, ununterbrochen quatschen. Das ist ein wenig Schade, weil man somit wenig von dem ausgezeichneten Soundtrack mitbekommt, andererseits ist es eben auch verdammt lustig. Da die Dialoge nur auf Englisch verfügbar sind, werden alle, die kein Englisch können, so ihre Probleme haben zu spielen und gleichzeitig die Untertitel zu verfolgen. Bei der Handlung hat man sich einige Wendungen erlaubt und das Konzept geht wirklich auf. Ich dachte einige Male, dass ich fast durch sei und dann ging es doch wieder weiter. Am allerbesten ist aber wirklich der Humor. Es gibt viele Anspielungen auf das Original Kid Icarus Spiel, es werden manchmal sogar die 8-Bit Versionen der Monster im Touchscreen gezeigt und auch Sounds aus dem NES-Spiel kommen zum Einsatz. Dass die Sprecher allesamt wirklich motiviert bei der Sache sind, hilft dabei natürlich ungemein, auch wenn nicht jeder Gag ein Treffer ist. Dafür sind es aber genug, damit für jeden was dabei ist.

Und sonst so?

Soweit ein Spiel, dass seine Probleme hat, aber um die 20 Stunden ziemlich gut unterhalten kann. Mir hat das Spiel aber wirklich richtig gut gefallen. Liegt daran das es noch etwas mehr zu tun gibt. Neben den Kapiteln kann man allein auch noch ein Luft- und ein Bodentraining absolvieren. Dabei kann man dann ganz toll die unendlich vielen Waffen mit ihren verschiedenen Stärken und Schwächen testen. Die Waffen bekommt ihr entweder aus Truhen, oder ihr tauscht sie gegen erkämpfte Herzen, die hier die Währung sind. Ihr könnt eure Waffen auch miteinander kombinieren und somit ihre verschiedenen Fähigkeiten aufstocken. Zur Waffe kommen noch Effekte, die ihr ebenfalls sammeln und ausrüsten könnt. Ihr könnt natürlich nicht immer alle Effekte mit auf die Missionen nehmen. Jeder Effekt der equippt werden soll, muss auf einem Feld aus 6X6 Kacheln untergebracht werden. Jede der Fähigkeiten hat die Form eines anderen Tetris-Steins und so müsst ihr nicht nur die richtigen Fähigkeiten erwerben, sondern sie auch clever platzieren.

Wenn euch die Story nicht genug hergibt, könnt ihr auch noch versuchen, alle 360 Archivements zu erlangen. Teilweise sind die Bedingungen echt hart und ihr werdet verdammt lange beschäftigt sein. Dabei spielt ihr neue Effekte, Waffen, Herzen, Soundtracks, Arenen, Items und neue Einträge für euer Kid Icarus Lexikon. Diese Einträge wiederum könnt ihr auch sammeln, indem ihr eure AR-Karten einscannt. Oder ihr verwandelt Feinde mittels einer Fähigkeit in Lexikonseiten. Außerdem könnt ihr in einem Minispiel mit Eiern schießen und somit noch mehr Seiten bekommen. Die Eier werden mit der Zeit nachgefüllt, oder ihr könnt sie gegen Punkte eintauschen, die ihr durch viele Schritte mit eurem DS bekommt.

Extrem gelungen ist übrigens die Justierung des Schwierigkeitsgrads. Normalerweise spielt ihr auf Level 2. Es gibt aber die Möglichkeit auf Null runterzuschrauben oder hoch bis Neun auf höllisch schwer. Für beides müsst ihr Herzen opfern, die ihr allerdings doppelt und dreifach zurückbekommt, wenn ihr es auf schwer schafft. Wenn ihr allerdings leichter spielt, bekommt ihr sie nicht wieder. Wenn man stirbt, wird der Schwierigkeitsgrad automatisch runtergeschraubt. Außer den Bonusherzen könnt ihr durch ein schwereres Spiel auch neue Areale freispielen, in denen stärkere Gegner und seltenere Items warten.

Nicht nur alleine!

Neben der obligatorischen Streetpass Funktion, mit der ihr Waffen tauschen könnt, gibt es sogar noch zwei Multiplayer-Varianten. Beide können sowohl Lokal, als auch Online gespielt werden. Jeweils 6 Spieler beteiligen sich dann an einem Deathmatch oder Team Deathmatch Spiel. Dabei geht es verdammt chaotisch und spaßig zu. Wenn man erstmal im Spiel ist, dann läuft‘s vollkommen flüssig. Leider hatte ich immer wieder Probleme, ein Spiel zu Stande zu bekommen.

Fazit:

Wie gesagt hat das Spiel ganz klar seine kleinen Macken, insgesamt überzeugt aber das Gesamtpaket. Besonders das Freispielen von all diesen Kleinigkeiten bringt höllischen Spaß. Der Multiplayer Modus ist eine nette Dreingabe. Dazu kommen noch die AR-Karten, die man auch für eine Art Quartett benutzen kann, wenn man sie gegeneinander kämpfen lässt. Ich würde also jedem 3DS Besitzer Kid Icarus: Uprising ans Herz legen. Spielt aber vorher trotzdem lieber an, um zu sehen ob ihr mit der Steuerung klarkommt.

7,5 von 10 Tempuramagier