Dienstag, 27. März 2012

Twisted Metal (PS3)


Twisted Metal (PS3)

Irgendwie ist die Welt im Eimer. Vor allem, wenn man ein Clown mit brennendem Kopf, ein Stuntman, der in die Vergangenheit reisen will oder ein Model ist, das seine Maske nicht mehr abnehmen kann. Da kommt es einem gerade recht, dass ein gewisser Calypso ein Turnier namens Twisted Metal veranstaltet, dessen Gewinner seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekommt. Das Turnier besteht allerdings nicht aus gemächlichen Rennen durch schöne Landschaften, sondern aus handfesten Feuergefechten mit allerlei fiesen Hilfsmitteln. Hier geht es schließlich um nichts geringeres als die Wurst!

Das Spiel ist ein weiterer Teil der mittlerweile doch schon äußerst langlebigen Car Combat-Serie mit gleichem Namen. Die Spieler können sich neben dem Einzelspieler- auch über einen sehr umfangreichen Mehrspielermodus freuen. Es ist nicht nur möglich endlich mal wieder zu viert an einer Konsole die verschiedenen Modi zu zocken, sondern auch zu zweit die Story im Koop zu spielen. Sollten zwei Mitspieler einen PSN-Account haben, können sie das Ganze auch ins Online-Netzwerk verlagern.


Die Story ist sehr knapp gehalten. Es ist möglich die Geschichten der drei Charaktere Sweet Tooth, Mr. Grimm und Dollface mitzuerleben. Die Inszenierung ist schon gut trashig. Zwischensequenzen wurden mit realen Schauspielern gedreht, die die mehr als kaputten Charaktere mimen. Die düsteren und gewalttätigen Bilder werden meist vom inneren Monolog des entsprechenden Charakters begleitet. Die drei Charaktere sind jetzt nicht unbedingt die Leute, die ich als integer bezeichnen würde. Gerade Sweet Tooth ist schon ein verdammt kranker Psychopath, was durch die gute deutsche Synchronstimme nur unterstrichen wird. Das Ende, das ihm von Calypso beschert wird, ist mehr als verstörend. Gut so!
Zwischen den Videosequenzen gibt es allerdings auch noch das Spiel. Hier fordert Calypso, verschiedenste Ziele zu erreichen - sei es ein simples Deathmatch, ein Checkpoint-Rennen oder der Kampf gegen riesige Roboter. Spielt man die Kapitel der Reihe nach, wird eine ausreichende Palette an Spielarten geboten, sodass es nicht langweilig wird.
Der Story-Modus kann genauso wie die Herausforderungen auf drei Schwierigkeitsstufen gespielt werden – Normal, Schwer oder Twisted. Sogar auf Normal mussten wir im Koop feststellen, dass man sich nicht darauf einstellen sollte, einfach so durch das Spiel zu marschieren. Sollte man mit seiner eigenen Leistung in einem Kapitel nicht zufrieden sein, ist es möglich, das Kapitel einzeln nachzuspielen.

Das Gameplay ist auf Chaos aus. Je nach gewähltem Fahrzeug rast man wie bekloppt durch die Gegend oder richtet in einem der Boliden ganz gemächlich immensen Schaden an. Am Ende eines Matches liegt meist die gesamte Map in Schutt und Asche, da bis auf größere Gebäude alles durch einen beherzten Schuss oder eine Begegnung mit der Motorhaube zu zerstören ist.
Vereinzelt wird das Tempo allerdings unfreiwillig gedrosselt. Da wäre z.B. das Finale der Story, in dem man mit dem Helikopter einen gigantischen Clownskopf zunichte machen soll oder der 1-gegen-1-Ausdauermodus im Einzelspieler. Das Finale ist einfach nur ermüdend und nervig, da beim Helikopter doch einzelne Schwierigkeiten mit der Steuerung auftreten. Der Ausdauermodus ist eben ein Ausdauermodus. Nachdem man das erste Mal durch alle Gegner durch ist, wird es schlichtweg langweilig. Der Modus taugt letztlich nur für etwas für Trophäenjäger.
Die Trophäen sind ingesamt eher dafür ausgelegt, dass man dem Spiel sehr sehr viel Aufmerksamkeit schenkt. Teilweise sind die Auszeichnungen aber von vornherein schon so fertig, dass man wenig Anreiz hat, diese zu erspielen.


Die Fahrzeuge und Waffen sind vielfältig. Vom Motorrad über Leichenwagen bis zum Helikopter ist alles dabei. Jedes dieser Fahrzeuge bedient sich zum einen der Waffen, die auf den Maps verfügbar sind, zum anderen hat auch jedes eine Spezialwaffe inklusive Alternative. So ist es z.B. Beispiel möglich, Sweet Tooths Eiswagen in einen Mech zu transformieren oder mit Juggernaut ein Dreifachgeschütz abzufeuern. Die Fahrzeuge unterscheiden sich auch in der Panzerung, Beschleunigung, einer weiteren montierten Waffe und ihrer Fähigkeit den Turbo zu regenerieren. Da ist für jeden was dabei, da bleibt kein Auge trocken.
Weiterhin kann jedes Fahrzeug Minen legen, Gegner in Starre versetzen und kurzzeitig einen Schild aktivieren.
Im Story-Modus ist es durch die verschiedenen Eigenschaften der Fahrzeuge schon wichtig, die richtige Auswahl zu treffen, um das angepeilte Ziel bestmöglich erreichen zu können – gerade in den höheren Schwierigkeitsstufen.

Der Mehrspielermodus hält einiges bereit und ist auch wohl der Hauptgrund, warum man sich dieses Spiel zulegt.
Offline bietet das Spiel zum einen wie schon erwähnt zwei Spielern an, die Story durchzuspielen, zum anderen können sich vier Spieler zwischen sieben Spielvarianten entscheiden, die da wären Deathmatch/Team-Deathmatch, Letzter gewinnt/Team-“Letzter gewinnt“, Gejagt/Team-Gejagt und Nuke. Bis auf Nuke sind die Varianten wohl selbsterklärend. Bei Nuke geht es darum, eine Team-Statue zu beschützen bzw. die Statue des gegnerischen Teams zu zerstören. Das ist alles recht klassisch, hält aber aufgrund des rasanten Gameplays bei Laune – vor allem, wenn man zu viert vor einer Konsole sitzen kann, was mittlerweile ja schon Seltenheitswert hat.
Online werden die gleichen Spielvarianten angeboten, allerdings verringert sich die Spielerzahl pro Konsole auf Zwei, die beide einen eigenen PSN-Account brauchen. Diese beiden Personen können sich mit 14 weiteren Spielern im Netz messen. In meiner Testphase wollten jedoch nie so recht Spiele zustande kommen, in denen am Ende wirklich 16 Spieler mitspielten.
Die Online-Funktionen sind gut ausgearbeitet. Sobald man online spielt, nimmt man an den Ranglisten teil und bekommt Erfahrungspunkte. Die Erfahrungspunkte werden dazu verwendet, die Fähigkeit des Spielers festzustellen und über eine Prozentanzeige für andere Spieler sichtbar zu machen. Über die Anzeige werden Spieler auch ausgewählt, sollte ein Spielraum nur für eine bestimmte Fähigkeitsstufe zugelassen zu sein. Twisted Metal bietet zudem ein minimalistisches, aber ausreichendes Clan-Management.

Die Steuerung fühlt sich zu Beginn etwas schwammig an, was aber wohl der Tatsache geschuldet ist, dass man mit einer Steuerung für Shooter Auto fahren soll. Was zuerst etwas befremdlich wirkt, fügt sich aber in das rasante Gameplay wunderbar ein. Ärgerlich ist es, dass Sixaxis für den Turbosprint genutzt wird und es keine Alternativbelegung gibt. Zumindest steht diese nicht im Handbuch und auch durch Herumspielen, konnte ich keine finden. Menschen ohne Sixaxis-Controller müssen daher auf den Sprint verzichten.


Die Grafik kann sich eigentlich sehen lassen. Die Fahrzeuge sind recht detailliert und besitzen ein ordentliches stufenloses Schadensmodell. Die Auswirkungen der Waffen, Explosionen und Lichteffekte sehen gut aus und sorgen dafür, dass das Chaos zünftig nach Chaos aussieht. Die Umgebung der Maps ist meist nicht so der Hit, was allerdings nur bei näherer Betrachtung auffällt und gerade bei dem Spieltempo fast schon egal ist. Denn Twisted Metal ist im Gegensatz zu Yakuza: DeadSouls ein Exklusivtitel, der – sieht man mal von der langen Ladezeit bei Spielstart ab – wie geölt läuft.

Der Soundtrack macht schon Spaß und ist passend gewählt. Neben dem extra für das Spiel enstandenen Soundtrack wurden auch Lieder von Leuten wie White Zombie bzw. Rob Zombie, Wolfmother, Avenged Sevenfold, N.W.A. und Iggy Pop lizensiert. Wie El Tofu schon in den Kommentaren angedeutet hat, ist der gute Sammy Hagar auch vertreten. Während des Daddelns kommt so schon schön die entsprechende Stimmung auf, allerdings hätte ich mir schon noch eine etwas frischere Auswahl gewünscht. "Dragula" mag zwar passend sein, hat sich über die Jahre allerdings schon ein wenig abgenutzt.
Da ist es natürlich praktisch, wenn man Wiedergabelisten seiner PS3 laden kann, sollte man denn Schmusi-Musi auf seinem Gerät lagern.

Interessant ist, dass die vorliegende USK ab 18-Version des Spiels geschnitten ist. Anscheinend geht es nicht in Ordnung, wenn sich jemand verzweifelt vor einem Psychopathen verteidigt und dabei ein Auge von einer Schere durchbohrt wird. Zudem ist es nicht möglich Fußgänger während des Story-Modus umzufahren - gegnerische Fahrer, die brennend aus ihren Fahrzeugen klettern allerdings schon. In allen anderen Modi des Spiels ist es ebenfalls möglich, Fußgänger recht blutig umzuholzen. Irgendwie scheint mir das sehr inkonsequent. Ich meine, mir ist es letztlich egal, ob die Möglichkeit im Spiel ist oder nicht, aber die Handhabe ist schon eigenartig...

Twisted Metal ist ein herrlich maßloser Car Combat-Titel. Für Trophäenjäger ideal und für Leute, die einfach nur einen spaßigen Abend mit Freunden haben möchten sowieso. Allerdings bietet das Spiel trotz der guten Online-Funktionen realtiv wenig, um über längere Zeit zu motivieren.


7,5 von 10 Perücken aus Stahl