Mittwoch, 21. März 2012

Yakuza: Dead Souls (PS3)

Yakuza: Dead Souls (PS3)

Er befindet sich in dem von ihm geführten Waisenhaus, als Kazuma Kiryu einen Anruf aus Kamurocho bekommt. Es ist eine unbekannte Stimme, die seine Heimkehr fordert. Als Druckmittel lässt der Inhaber der Stimme Kiryus Stieftochter Haruka, die er gefangen hält, ins Telefon schreien. Sie kreischt vollkommen aufgelöst, dass die Stadt sterbe...
Einen Tag zuvor geht Geldeintreiber Shun Akiyama seinem täglichen Geschäft nach. Allerdings musste seine Assistentin Hana ihn mal wieder daran erinnern, dass heute Sammeltag ist. Solche Arbeit muss ja nunmal auch getan werden. Jäh unterbrochen werden der beiden Tätigkeiten durch einen Yakuza, der aus seinem durchaus hoch gelegenen Büro purzelt und sofort tot ist. Zu lange hält sich der Mann allerdings nicht mit der Regungslosigkeit der Toten auf, sondern beginnt aufzustehen und umherzuwandern. Nachdem der tote Yakuza mit ein paar Bissen mehrere Polizisten getötet hat, nimmt Akiyama die Sache in die Hand und erschießt den Untoten. Damit ist dieser Vorfall aber längst nicht erledigt...

Das Spiel ist ein Spin Off der PlayStation-exklusiven Yakuza-Reihe und in Japan bereits im Juni 2011 erschienen. Schon das Intro macht klar, dass dieser Third-Person-Shooter sich selbst nicht so ernst nimmt – zum Glück. Anders als bei den Yakuza-Titeln der Hauptreihe kommen in dieser Variante Schusswaffen und aus zu Beginn unbekannten Gründen auch Zombies vor. Mit vier bekannten Gesichtern tritt man gegen die einstmaligen Mitbürger des Rotlichtviertels und ihre aus den Fugen geratenen großen Genossen an. Yakuza: Dead Souls dürfte das „Yakuza“ nicht im Namen tragen, wäre es nicht möglich, neben der Hauptgeschichte allerlei anderen Schabernack zu treiben. Da wären zum einen Subplots, von denen jeder Charakter 15 (insgesamt also 60) nachgehen kann, zum anderen aber auch zahlreiche Mini-Spiele, sei es Mahjongg, Bowling, Roulette oder Slots. Die Auswahl an Glücksspielen ist wirklich groß. Zudem kann man auch etwas schlüpfrigeren Freizeitbeschäftigungen nachgehen wie z.B. einer Öl-Massage inklusive Happy Ending. Weiterhin trägt der Kontakt zu Hostessen zwar nichts zur Story bei, aber es kann dennoch recht spaßig sein, um die Gunst eben dieser zu buhlen – zumal die Unterhaltungen mit den Damen fast schon die normalsten im ganzen Spiel sind. Die erwartete Zielgruppe des Spiels sollte somit auch klargestellt sein.


Die Geschichte ist packend erzählt. Auch wenn die Ladezeiten den Fluss ständig unterbrechen, ist man schon heiß, die vier Kapitel schnell durchzuarbeiten. Jedes Kapitel beschäftigt sich mit einem der Hauptcharaktere, die da wären: Shun Akiyama, Goro Majima, Ryuji Goda und Kazuma Kiryu. Für Kenner der Serie werden die Beziehungen der Charaktere zueinander keine spannende Angelegenheit sein, aber für jemanden wie mich, der durch Dead Souls das erste Mal mit der Yakuza-Reihe in Berührung gekommen ist, sind diese schon interessant. Die Inszenierung ist filmreif, da kann man nicht meckern. Was Dead Souls zu etwas Besonderem macht, ist die Art wie mit der Zombiethematik umgegangen wird. Auch wenn die Geschichte zum Ende hin doch erheblich an Ernsthaftigkeit zunimmt, wird das Setting durch Majima und Goda (der Mann hat eine verkackte Gatling als Arm) und permanente Übertreibung durch den Lokus gespült. Sympathisch.
Hält man sich nicht zu sehr mit Bummeln auf, spielt man die Hauptgeschichte auf Normal in 12 – 15 Stunden durch.

Das Gameplay ist das eines einfachen Third-Person-Shooters mit leichten Rollenspielelementen. Der Spieler sammelt bei fast allen seiner Tätigkeiten Erfahrungspunkte und steigt beim Erreichen einer gewissen Summe zum nächsten Level auf. Dabei erlangt er Fertigkeitspunkte, mit denen er seine Kampffähigkeiten (schnelles Ausweichen, Roundhouse Kick,...) oder seine generellen Fähigkeiten (Zugang zur nächsthöheren Waffenklasse, Erweiterung des Inventars,...) steigern kann. Ebenso kann man die verwendeten Waffen und Rüstungen verbessern. Das geht gut von der Hand und man ist schnell drin.            
Insgesamt stehen dem Spieler 5 Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. Nach einmaligem Durchspielen hat man die Möglichkeit, im Free Adventure Modus bzw. Premium Adventure Modus noch nicht gespielte Subplots nachzuholen.

Die Subplots sind ebenfalls oft darauf aus, das Setting zu sabotieren. So trifft Akiyama auf eine Gruppe, die in der Quarantänezone gefangen ist. Einer aus dieser Gruppe ist Filmfreak und identifiziert die anderen Mitglieder der Gruppe als Stereotypen aus Zombiefilmen (notgeiles Pärchen, egoistischer Reicher,...). Das meiste kommt dann auch so wie es eben kommen muss. Allerdings ist der Schluss aus dieser Nebengeschichte, dass einem die Stereotypisierung auch nicht viel weiter gebracht hat. In einer anderen Geschichte muss man aufgrund eines Gaslecks, das verhindert, dass man seine Schusswaffe nutzt, mit dem Papierfächer eines gescheiterten Komiker-Duos auf die Zombies eindreschen. Teilweise herrlich dumm. Manchmal jedoch unglücklicherweise auch äußerst pubertär und gern auch sexistisch.
Viele der Geschichten laufen leider darauf hinaus, dass man jemanden oder etwas aus der Quarantänezone holen soll und somit immer wieder die gleichen Wege abläuft – nur mit anderem Gepäck oder anderem Begleiter. Mag in vielen ein gewisser Witz liegen, wird es auf die Dauer etwas langweilig.
Neben den Subplots erhält man auch durch die Arbeit für die Agentin Hasegawa weitere Erfahrungspunkte. Offiziell wird die Arbeit für sie als „Forschung“ bezeichnet, s.h. man bekommt für eine gewisse Anzahl Abschüsse bestimmter Gegner Punkte. Letztendlich also etwas für Highscore-Jäger. Alle anderen machen so oder so passiv etwas für die „Forschung“.

Die Steuerung ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Das voreingestellte Kameraverhalten in Verbindung mit dem Auto Aim führt in engen Räumen relativ schnell zu Frustmomenten. Die Tastenbelegung und das Kameraverhalten sind aber günstigerweise individuell anpassbar, so dass man eine simple, aber ordentlich funktionierende Steuerung bekommt. Und mal ehrlich, Hauptaspekt des Spiels ist es, möglichst vielen Zombies die letzte Ruhe zu verschaffen, von daher geht das also auch klar.
Neben dem exzessiven Gebrauch der Schusswaffen stehen dem Spieler auch viele Objekte der Umgebung zur Verfügung, um Gegner zu knuffen. Da greift man gerne mal zum Transportwagen oder zum Fahrrad – nach einer Fertigkeitssteigerung auch zum Motorrad. So grob wie diese Herangehensweise ist dann auch die Steuerung, so dass es gerne mal zum beherzten Schlag neben den Zombie kommt.
Eine weitere Möglichkeit Gegner auszuschalten, ist der Snipe Gauge, über den man bei voller Aufladung explosive Gegenstände durch einen gezielten Schuss hochjagen kann. Neben dem Anvisieren muss der Spieler in einem Quicktime-Event den richtigen Knopf drücken, um erfolgreich zu sein.
Insgesamt wird sich mit Quicktime-Events zurückgehalten. Leider wird das Finale mit diesen etwas schnell durchgezwungen.


Die Mini-Spiele sind zum überwiegenden Teil ganz spaßig. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass z.B. Mahjongg in keiner heruntergebrochenen Variante implementiert ist und man – sollte man vorher noch keine Mahjongg-Erfahrungen gemacht haben – sich erstmal die Regeln durchlesen und verinnerlichen muss.
Grandios ist, dass mehrere Spiele auf Online-Rankings zurückgreifen, so dass man sich mit anderen Spielern der Spiele im Spiel messen kann. Gerade Spiele wie die Shooter-Reihe Boxcelious, die im SEGA Club spielbar ist, bekommen da einen besonderen Reiz. Die vielen Glücksspiele sind zu Beginn ganz lustig, aber verlieren recht schnell an Attraktivität.
Der folgende Satz wird ganz schlimm. Die Hostessen fallen im Prinzip auch unter die Mini-Spiele, sind aber schon eine etwas komplexere Rechnung. Sich mit einer von ihnen gut zu stellen, bedarf schon ein wenig Aufwand und ist nicht nur durch immens viele Möpse getan – wobei Geld förderlich ist. Man sollte aber auch Informationen aus auf der Straße aufgeschnappten Gesprächen verwenden. So könnte z.B. die Info, wo genau man in der Stadt die leckersten Muscheln bekommt, bei der ein oder anderen Person zu einem Sympathiebonus führen.


Die Grafik wirkt etwas altbacken. Die Engine wurde anscheinend unverändert vom Vorgängertitel übernommen. Das bedeutet leider, dass die Charakteranimationen im Vergleich zu aktuellen Titeln etwas hölzern wirken, Texturen teilweise sehr grob sind und es gerade in kleinen Räumen wie dem DVD-Laden zu Reminiszenzen an die PS2 kommt. Nichtsdestotrotz ist es ganz nett durch die belebten (naja...je nachdem, wo genau man sich aufhält...) Straßen des Kamurocho-Distrikts zu laufen. In den noch „unbefallenen“ Gebieten sind ordentlich Leute unterwegs und gehen ihren Dingen nach. An den infizierten und zerstörten Orten kriechen und fallen Zombies aus Fenstern, Türen oder der Kanalisation. Sie sitzen herum, schlurfen durch die Straßen oder starren einfach nur irgendetwas an. Da ist einiges los und lässt Kamurocho lebendig (höhö...nochmal...Zombies sind doch tot!) erscheinen.
Die Zwischensequenzen können sich durchaus sehen lassen. Die Charakter sind wirklich sehr detailreich, aber auch hier sind die Animationen nicht perfekt.
Leider kommt es sowohl während des normalen Spiels bei größeren Zombiemassen bzw. Kämpfen mit Prototypen als auch in den Zwischensequenzen des Finales zu kurzen Slowdowns. Sowas sollte ja bei einem Exklusivtitel und einer damit einhergehenden Anpassung an das entsprechende System nicht vorkommen.

Yakuza: Dead Souls ist ein ganz lustiges Konstrukt. Auf der einen Seite Zombiegemetzel, auf der anderen Yakuza. Zombies umzumähen hat ja generell einen gewissen archaischen Charme, aber zum Ende hin wird es auch in diesem Spiel etwas gleichförmig. Da ist es natürlich hilfreich, dass man allerhand Spaßiges drumherum hat und die Inszenierung passt.
Erwähnenswert ist im Übrigen, dass Yakuza: Dead Souls im O-Ton mit englischen Untertiteln daherkommt. Englisch- bzw. Japanischkenntnisse sind also Voraussetzung!

7,3 von 10 Nahkämpfe mit Benzinfässern