The American Nightmare - Der amerikanische Albtraum (2000) [Epix]
Die meisten Menschen betrachten auch heute noch das Horrorgenre eher skeptisch und würden diesem „Schund“ nur ungern Aufmerksamkeit schenken. Aber auch viele Fans sind leider etwas stumpf und ignorieren gerne das ein Großteil der wirklich guten Horrorfilme politische und sozialkritische Elemente haben und immer wieder Missstände ihrer Entstehungszeit aufgreifen und auf subtile Art angreifen. American Nightmare ist eine Horrorfilmdokumentation, in der Regisseur Adam Simon, der übrigens auch bei Carnosaurus Regie geführt hat, beleuchtet wie die Hintergründe zu einigen großen Klassikern der Horrorkunst liegen.
Adam Simon schaffte es George A. Romero, John Carpenter, Tobe Hooper, Wes Craven, David Cronenberg, Tom Savini, John Landis und ein paar Experten zum Thema zu befragen. Im Speziellen geht es dabei um die Filme Night of the Living Dead, Dawn of the Dead, Halloween, The Texas Chain Saw Massacre, The Last House on the Left und Shivers. Also werden zu fast jedem Regisseur einer, beziehungsweise bei Romero sogar zwei Filme näher beleuchtet. Nur John Landis ist einfach nur so da ohne über einen seiner Filme zu sprechen. Und auch bei Tom Savini geht es mehr um die Effekte bei Day of the Dead und Maniac.
Während der Erzählungen stellt man also immer mehr fest woher die Ideen zu diesen Filmen gekommen sind. Romero erläutert Parallelen zwischen Night of the Living Dead und den Studentenprotesten 1968, natürlich wird auch zum Thema gemacht das man damals einen der ersten afroamerikanischen Hauptdarsteller hervorgebracht hat. Day oft the Living Dead ist natürlich eine Kritik an der Plastik- und Konsumgesellschaft. Cronenberg beschreibt seinen Kampf gegen sexuelle Normen und Hooper erklärt seine Kindheitsängste die er in Blutgericht in Texas verarbeitet hat. Sehr interessant sind auch Tom Savinis Erinnerungen an Vietnam, wo er unfreiwillig lernen musste wie echte Horrorszenen aussehen und somit ein traumatisches aber auch sehr lehrreiches Training für seine Spezialeffekte bekam.
Wirklich toll ist, das alle Künstler sehr offen über die Entstehung und ihre Intentionen die sie mit ihren Filmen verfolgten reden. Besonders Cronenbergs Ansichten über Sexualität, Tobe Hoopers Erzählungen über seine Großeltern die ihm immer mit Geschichten über Ed Gein Angst gemacht haben und besonders Savinis Kriegserlebnisse sind sehr spannend und aufschlussreich. So persönlich hat man diese Menschen bisher nur selten erlebt.
Zwischen den Interviewparts werden immer wieder Ausschnitte aus klassischen Horrorfilmen geschnitten und oft auch mit Bildern aus Nachrichtensendungen vermischt, wodurch die Verbindung von beidem noch deutlicher wird und andererseits noch stärker vor Augen hält wie schlimm der reale Horror eigentlich wirklich ist.
American Nightmare ist eine fürs Genre ziemlich ungewöhnliche und auch ernste Dokumentation. Horrorfans sollten unbedingt mal reinschauen und auch jeder der sich irgendwie für Filme begeistert wird gut unterhalten und einiges lernen können.
Epix hat den Film mit einer deutschen Sprachausgabe herausgebracht, dabei wurde nur über die Interview Parts gesprochen, wobei die Film und Nachrichten Aufschnitte untertitelt wurden. Die Übersetzung ist okay, allerdings wäre es schön wenn man wenigstens noch eine Sprecherin dazugenommen hätte. So spricht jetzt ein Mann alle Interviewten, somit auch die Frauen. Die DVD hält noch Kurze Bio- und Filmographien der Beteiligten bereit. Dazu noch einige Trailer aus dem Hause Epix und noch ein paar weitere Extras, unter anderem auch einen poetischen Beitrag zum Thema Splatter zu Ausschnitten von Schlingensiefs Kettensägen Massaker gesprochen.
8 von 10 wollüstige Fernseher Lippen