Sonntag, 25. März 2012

Zerfleischt (Festa)

Zerfleischt (Festa)

Greenlawn in Indiana. Ein Freitag der dreizehnte. Nichts wirklich ungewöhnliches. Eine bescheidene Kleinstadt. Alles hübsch und ordentlich. Weiße Zäune, die Polizei auf Patrouille, nötig wäre es aber eigentlich nicht. Es ist also alles bestens. Doch plötzlich verprügeln ein paar Jugendliche einen kleinen Jungen. Ein Mann geht dazwischen und wird plötzlich von dem schwerverletzten Jungen attackiert. Die Polizei, die er ruft, verhält sich merkwürdig und tritt weiter auf das bereits am Boden liegende Kind ein. Danach bringen sie den zu Klump geschlagenen Jungen zu seiner Mutter, die das alles nicht sonderlich merkwürdig findet. Und das ist nur einer von vielen Fällen dieser Art. Frauen beginnen mit ihrem Menstruationsblut Wände zu bemalen, Männer nehmen dazu ihre Fäkalien und überall in der Stadt herrscht Gewalt. Scheinbar kann niemand mehr an etwas anderes denken als zu töten, zu fressen und zu ficken. Die paar, die noch normal denken können, werden von frisch gebildeten Clans von Wilden verfolgt.

Dass Tim Curran kein zimperlicher Autor ist, konnte man ja schon in der Kannibalen Anthologie vom Festa Verlag feststellen. Was er aber in Zerfleischt abzieht ist ein dicker Hund. Ein Splatterfeuerwerk äußerster Härte und durchtriebenster Perversion. Eine Mischung aus Jack Ketchum und den Crossed Comics von Garth Ennis. Eine abartige Splatterszene reiht sich an die nächste und Pausen gibt es nur selten. Eine Seite ohne zerquetschte Hoden, ab oder herausgeschnittene Genitalien oder ähnliches findet man hier nicht. Auch Sätze ohne fiese Schimpfwörter gibt es hier so gut wie keine. Es steht also außer Frage, dass sich die Geister an diesem Buch scheiden werden. Ich kann auch jeden verstehen, der sich beim Lesen ekelt und es nicht zu Ende schafft. Wirklich harter Stoff eben.

Curran schreibt zum Glück ziemlich locker und so wirken auch die absurdesten Splatterarien nie zu verkrampft. Was allerdings stört ist, dass sich einiges immer wieder wiederholt. Außerdem überleben die Figuren selten länger als 20 Seiten, wodurch es schwer ist, zu irgendjemandem eine Verbindung aufzubauen. Nur Splatter alleine könnte die 400 Seiten nicht unterhaltend und unpeinlich füllen, daher ist es sehr gut, dass Tim Curran unterschwellig durchaus sozial- und gesellschaftskritisch an die Sache heran geht. Oftmals ist diese aber unter Unmengen von Gedärmen versteckt, durch die man sich erst durcharbeiten muss. Auf jeden Fall steckt mehr hinter der Geschichte als man zuerst annehmen möchte.

Für alle Horrorfans mit sehr starken Mägen ist Zerfleischt zweifelsfrei ein Tipp. Beschwert euch aber nicht, dass ich euch nicht gewarnt hätte!

7,2 von 10 Schubkarren voll Mensch