Blackthorn (2011) [Ascot Elite]
Butch Cassady wurde nie wirklich erwischt, denn in seinem Grab liegt jemand anderes. Er selbst ist nach Bolivien ausgewandert und lebt dort als James Blackthorn (Sam Shepard) ein ruhiges und behutsames Leben. Doch die Erinnerungen und eine ungeklärte Sache ziehen ihn nach zwanzig Jahren wieder in die USA. Er verkauft sein hab und gut und macht sich mit dem ersparten und einem Pferd auf den Weg gen Heimat. Ein Schuss holt ihn allerdings vom Sattel. Sein Pferd und damit auch sein ganzes Geld macht sich von dannen und so steht er alleine mit seinem Angreifer in der Wüste. Der andere Mann stellt sich als Eduardo (Eduardo Noriega) vor. Der spanische Gauner hat dem reichsten Minenbesitzer Amerikas um 50.000 Dollar ärmer gemacht und wird nun von dessen Männern und der bolivianischen Armee verfolgt. Für die Hälfte der Beute ist Blackthorn bereit seine Wut auf den Mann zu vergessen und ihm zu helfen, doch leicht wird es den beiden nicht gemacht.
Ziemlich interessant ist die die Ausgangssituation dieses Filmes. Mateo Gil hat sich die weitverbreitete These geschnappt, das Butch Cassady vielleicht gar nicht wirklich erschossen wurde, sondern noch zwanzig Jahre friedlich in Bolivien gelebt hat. Eine gute Story bringt aber nichts wenn die Darsteller nicht stimmen. Zum Glück konnte man Sam Shepard als Blackthorn gewinnen. Er erfüllt seine Rolle mit so vielen spannenden Facetten. Man merkt ihm sein alter an, die Gewisse Ruhe die ein alter erfahrenen Mann verbreitet. Gleichzeitig zeigt er aber auch das Blackthorn viel über sein Leben nachdenkt und sich nicht immer im klaren darüber ist ob er sein Leben wirklich so wie er es getan hat richtig geführt hat. Zu dem kann auch Eduardo Noriega durch Vielschichtigkeit überzeugen.
Der andere sehr starke Aspekt dieses Films, ist das er in Bolivien spielt und dort auch wirklich gedreht wurde. Sehr spannend, da dadurch die immer gleiche Western Optik aufgefrischt wird. Von bergigen und sehr Grünen Straßen, zu ausgetrockneten blendend weißen Salzseen. Auch das bekannte Wüsten Motiv kommt zum Einsatz, wirkt durch die spannende Abwechslung aber viel frischer als in anderen Western.
Leider ist aber nicht alles gut. Nimmt die Handlung zu Beginn noch in einem sehr angenehmen Tempo ihren Lauf, merkt man vor allem in dem sowieso etwas unnötigen und völlig antiklimatischen dritten Teil das, das Drehbuch zu vollgestopft ist und ein Großteil davon nach dem eigentlichen Finale irgendwie geklärt werden muss. Dieser Punkt zieht den Film für mich ziemlich runter, vor allem da es nachdem eigentlichen Showdown nicht mehr wirklich spannend ist.
Blackthorn hätte ein sehr guter moderner Western werden können, doch das konfus wirkende Ende und eine etwas zu harmlose erzählweise hindert ihn daran. Trotzdem solide gemacht und mit großartigen Schauspielern besetzt. Es ist nur Schade das so viel Potential verschenkt wurde.
Die DVD bietet ein paar Deleted Scenes, ein Making of und als wirklich tolles Extras zwei Kurzfilme von Regisseur Mateo Gil. Einmal wäre da Breaking and Entering (1998) in dem er zeigt wie unangenehm und schrecklich es sein kann wenn man Vertreter in die Wohnung lässt und Say me (2008) in dem es um das Ende zweier Beziehungen geht und darum wie man miteinander streitet, umgeht und sich belügt.
Ein solider Film mit einer guten DVD Veröffentlichung. Durch die Extras natürlich besonders für Fans von Mateo Gil zu empfehlen.
6,5 von 10 Männer die alles gesehen haben