The Theatre Bizarre (2011)
Unter dem Banner „The Theatre Bizarre“ hat Produzent, Regisseur und Drehbuch Autor David Gregory (Plague Town) verschiedene bekannte und und unbekanntere Künstler des Horrorgenres versammelt. Dabei sind 6 Kurzgeschichten und eine Rahmenhandlung zwischen 12 und 20 Minuten entstanden. Außer dem Überbegriff Horror haben diese aber nicht unbedingt etwas gemein und man merkt das man die Abwesenheit eines großen Studios ausgenutzt hat, denn was einen hier erwartet ist wild.
Den beginn macht die Rahmenhandlung, die immer wieder durch die verschiedenen Geschichten unterbrochen wird. Jeremy Kasten (The Wizard of Gore Remake) erzählt davon wie sich eine junge Frau (Virginia Newcomb) in ein verlassenes Theater verirrt. Dort wird sie von einer Puppe so groß wie ein Mensch (Udo Kier) erwartet, die plötzlich erwacht und beginnt ihr eine Geschichte nach der nächsten zu erzählen.
Udo Kier (Melancholia) ist hier fantastisch. Zwischen den Geschichten geht es immer wieder ins Theater wo wir sehen wie die Erzählungen der Frau immer mehr zu schaffen machen.
Richtig los geht es dann mit „The Mother Of Toads“. Das Pärchen Karina (Victoria Maurette) und Martin (Shane Woodward) wollen Urlaub machen und fliegen dazu aus den USA in die französischen Pyrenäen. Dort treffen sie auf Mere Antoinette (Catriona MacColl), die behauptet das Necronomicon zu besitzen. Durch ihre Erzählungen gerät Martin auch immer mehr in ihren Bann bis es zu spät ist zu entkommen.
Richard Stanley konnte mich letztens erst mit der Story bei „The Abandoned“ überzeugen. Hier hat er allerdings etwas ganz anderes erschaffen. „The Mother Of Toads“ erinnert stark an übersinnlichen Italo-Horror der 70‘er Jahre. Passend zu diesem Stil ist es auch sehr schön das er Catriona MacColl (Die Geisterstadt der Zombies) gewinnen konnte, die durch ihre Nähe zu Lucio Fulci genau die richtige Wahl ist.
Die nächste Geschichte kommt von Buddy Giovinazzo (Combat-Shock) der sich dem weltlichen Horror annimmt.
In einer Berliner Wohnung verlässt die attraktive Mo (Suzan Anbeh) ihren alkoholsüchtigen Freund Axel (André Hennicke) . Dieser fleht sie an ihr die Gründe zu nennen. Doch die Wahrheit wird ihn mehr verletzen als alles andere in der Welt es könnte.
Toll gespielt, toll gefilmt und besonders emotional sehr schwermütig. Der Horroranteil ist ebenfalls nicht gerade zimperlich geraten, doch insgesamt wiegt das Drama schwerer.
Auf „I Love You“ folgt Tom Savinis (Maniac) „Wet Dreams“.
Donnie (James Gill) und seine Frau Carla (Debbie Rochon) sind nicht wirklich glücklich miteinander. Donnie betrügt sie und hat zudem immer wieder Albträume in denen er brutal entmannt wird. Das ist nicht nur für ihn schrecklich, sondern bringt beide um den Schlaf. Um eine Lösung für dieses Problem zu finden sucht Donnie den Psychologen Dr. Maurey (Tom Savini) auf, der ihm aber nicht helfen kann, zumindest nicht so wie er es will.
Da es sich hierbei um Savinis Story handelt ist natürlich klar das ruppige und gut gemachte Effekte im Vordergrund stehen. Um diese wickelt sich ein surreales und psychologisches Ehedrama das es in sich hat.
Darauf folgt mit „The Accident“ von Douglas Buck meine Lieblingsgeschichte dieser Sammlung.
Eine Mutter (Lena Kleine) ist mit ihrer kleinen Tochter (Mélodie Simard) auf einer kurvigen unsicheren Straße unterwegs, als sie von einem rücksichtslosen Motorradfahrer überholt werden. Nur einige Kilometer später sehen sie mit an wie dieser einen Hirsch rammt und dabei verstirbt. Somit kommt das kleine Mädchen zum ersten mal in ihrem Leben mit dem Tod in Kontakt.
In dieser Erzählung geht es nicht um den Horror des Unfalls, jedenfalls nicht Primär. Es geht darum wie ein Kind zum ersten mal vor Augen hat was Tod bedeutet, worauf natürlich ein sehr ernstes Gespräch mit der Mutter folgen soll. Wahnsinnig gut geschriebene Dialoge machen diese Geschichte zu einem absoluten Highlight, das nur schwer verdaulich ist. Der schlimmste Horror ist letztendlich doch der den wir am besten nachvollziehen können.
Karim Hussain versucht sich mit „Vision Stains“ auch am Thema Tod aber ganz anders.
Kaniehtiio Horn (Die Reise zum Mittelpunkt der Erde) spielt eine Schriftstellerin die durch das Injizieren der Augenflüssigkeit einer sterbenden Person am gerade vergehenden Leben teilhaben kann. Um dieses Gefühl immer wieder zu haben bringt sie Leuten den Tod die nicht vermisst werden und lernt dadurch immer mehr schlimme Schicksale kennen. Was nicht ohne Spuren an ihr vorbeigeht.
Kaniehtiio Horn spielt ziemlich gut, das Thema ist auch ganz interessant, aber so richtig ist der Funke bei mir nicht übergesprungen. Trotzdem eine weitere gute Geschichte.
Zum Ende wird es dann ganz verrückt. David Gregory selbst schnappt sich eine Kamera und dabei ist dann „Sweets“ entstanden.
Greg (Guilford Adams) ist in Estelle (Lindsay Goranson) verliebt, die will sich aber von ihm trennen da sie kürzer treten möchte.
Eine bunte, poppige Orgie der Essensgelüste erwartet den Zuschauer hier. Dieses Segment weißt Parallelen zu H.G. Lewis Filmen auf, nur das Eingeweide durch Leckereien vertauscht wurden. Auch „Die Kannibalen von Candyland“ aus der Feder von Carlton Mellick III kommt einem sofort ins Bewusstsein. Eine zügellose Orgie des Essens. Gemüse Bukakke, trofft auf Pudding Splatter. Mal wieder denke ich ich habe alles gesehen. Doch diese Horrorkomödie ist nicht einfach nur albern, sondern spielt eben auch mit Parabeln auf das Menschliche Sexualverhalten und schlägt damit in die selbe Kerbe wie andere der hier versammelten Geschichten.
Wenn so viele talentierte Menschenzusammenkommen denkt man schnell viele Köche verspeisen ihre Gäste (siehe: Sweets) aber zum Glück hat jeder Regisseur den Begriff Horror für sich anders ausgelegt als die anderen. Dabei sind 7 Segmente entstanden die für sich allein toll und gemeinsam wohl einzigartig sind. Ausfälle gibt es keine zu beklagen auch wenn nicht alle gleichermaßen mitreißend, beeindruckend oder clever geschrieben sind. Wahre Horrorfans sollten sich diese Sammlung von düsteren Geschichten nicht entgehen lassen.
8,6 von 10 röchelnde unter Krämpfen zuckende Hirsche