Freitag, 6. April 2012

Blaxploitation Cinema - The Essential Reference Guide (Fab Press)

Blaxploitation Cinema - The Essential Reference Guide (Fab Press)

Autor Josiah Howard sah als Kind zusammen mit zwei Freunden und dessen Großmutter eine Doppelvorführung (heute sagt man Grindhouse) auf der legänderen 42nd Street. Damals liegen Coffy und Trouble Man, ein Filmabend der sein Leben verändern sollte, da er zum ersten mal aufregende Actionstreifen mit afroamerikanischen Schauspielern sehen konnte. Seine Liebe für das Genre ist immer geblieben und bis Heute versucht er jeden Film und möglichst viele Poster und Soundtracks zu sammeln. Seine Idee war irgendwann mal ein Buch über das Genre zu schreiben, da das Genre aber nur von 1970-1976 wirklich ertragreich war fragte er sich o es wirklich möglich wäre ein Buch zu füllen. Scheinbar hat er es doch geschafft, denn 340 Seiten sind gefüllt.

Gehen wir dieses Nachschlagwerk also einfach mal der Reihe Nacht durch. Alles beginnt mit einem persönlichen Vorwort und einem Versuch zu erklären was Blaxploitation eigentlich ist. Die Grenzen sind da nämlich eher schwammig. Danach erläutert Josiah die Geschichte des Genres über die 60er in denen diese Film entweder sehr ernst darstellten wie das Leben als Afroamerikaner zur damaligen Zeit war (…tick …tick …tick) oder die Chancenlosigkeit in zynischen und bösen Humor verpackten (Putney Swope).

Kernstück des Genres und wirklich in diesem Buch behandelt werden die 70er. Vom ersten Lupenreinen Blaxploiter Cotton Comes to Harlem bis hin zu den letzten Versuchen das Genre wiederzubeleben durch Filme wie Black Samurai und Black Shampoo im Jahre 1976. Kurz darauf wurden schon die meisten Skripte nicht mehr verfilmt weil es sich einfach nicht mehr lohnte. In den 70ern hat Josiah noch die unter Kapitel über Frauen im Blaxploitation (Pam Grier ist da natürlich vor allen anderen zu nennen) und einen sehr interessanten Absatz über versuche Blaxploitation zu verbieten. Wobei daran nicht nur rassistische Weiße beteiligt waren, sondern auch Schwarze die sich von der Darstellung in diesen Filmen beleidigt fühlten.

Zu guter letzt wird auch kurz abgerissen wie es mit dem Black Cinema weitergeht nachdem Blaxploitation gestorben ist. Letzte Versuche von Fred Williamson das Genre durch Filme wie One Down, Two to Go wiederzubeleben scheiterten und generell war die Zeit für Geschichten über „Pimps ‘n Hoes“ wohl einfach vorbei. An deren Stelle kamen Urbandramas aus der New Black Cinema Bewegung angeführt von Spike Lee und in Hollywood waren Afroamerikanische Schauspieler nichts außergewöhnliches mehr. Ein letztes Aufbäumen gab es dann in den 90ern noch mal durch Tarantino und den Hype den er um Jacky Brown erzeugte.

Darauf Folgen Interviews mit 10 Regisseuren von damals. Während Paul Bogart (Halls of Anger) nur sehr verhalten über seine Filme spricht, merkt man Jack Hill (The Big Doll House) und Jonathan Kaplan (Truck Turner) an wie viel Freude sie an diesen Filmen hatten, auch wenn sie ganz genau wissen das nicht jeder ihrer Filme wirklich gut ist.

Als nächstes gibt es eine sehr umfangreiche Sammlung von Filmpostern und Kinoaushängen und zwar in Farbe und nicht wie im Rest des Buchs in schwarzweiß.

Als letztes bespricht er noch jeden Film des Genres kurz und knapp, zudem liefert er noch die wichtigsten Infos und Auszüge aus Rezensionen von damals als die Filme erschienen. Schön ist bei seinen Reviews, das er weder versucht die Film tot zu analysieren, noch lobt er alle Filme aus nostalgischer Verblendung in den Himmel.

Jesiah Howard hat mit seinem Guide ein gutes Nachschlagwerk für Blaxploitation geschaffen. Die Einleitung macht es für Anfänger einfacher sich ins Genre hineinzufinden und die Interviews mit den Regisseuren sind angenehm locker geführt. Sein Schreibstil ist angenehm und auch als Fan schreckt er nicht zurück auch mal zu sagen das nicht alle Schauspieler so viele Filme hätten drehen sollen (ich schaue in deine Richtung Jim Kelley). Die Umfangreiche Postergalerie rundet dieses schöne Buch gelungen ab.

8,3 von 10 wütend geschriene „Jive Ass Motherfucker“