Max Frisch - Der Graf von Öderland (Christoph Merian Verlag)
Total ausgezehrt und mit einer Axt in der Hand kommt ein Mann aus dem Wald gestürzt. Er verlangt bei einer nahegelegenen Hütte nach Essen. Im Gespräch mit dem Vater und der Tochter des Hauses stellt sich heraus das der Mann der Graf von Öderland (Felix von Manteuffel) ist der eines Tages ohne Grund oder Auslöser anfing Menschen mit seiner Axt zu töten und so tat er es auch mit der Familie seiner Gastgeber. Was wird er wohl als nächstes tun.
Max Frischs Werk “Der Graf von Öderland” wurde hier vom Christoph Merian Verlag exzellent umgesetzt. Dabei ist ein langsames, sehr ruhiges und nachdenkliches Hörspiel herausgekommen. Etwas Krimi mit kleinem Horroreinschlag und viel Philosophie erwartet den Hörer. Es geht darum auszubrechen. Aus dem alltäglichen Sein und zu fliehen vor den immer wieder gleichen Mechanismen. Der Graf schert irgendwann einfach aus ohne sagen zu können weshalb oder mit welchem Ziel, einfach nur frei sein.
Einen Großteil der Arbeit muss der Erzähler Hanspeter Müller-Drossart bewältigen den Löwenanteil spricht aber Felix von Manteuffel als Graf. Beide machen einen wirklich sehr guten Job. Die Dialoge des Grafen sind toll und genauso gut umgesetzt. Musik und Geräusche werden behutsam eingesetzt und wenn es dann mal dazu kommt wird die düster beklemmende Stimmung dadurch toll unterstützt. Vor allem die Musikuntermalung unterstreicht den verworrenen psychotischen Charakter des Hörspiels.
Der Graf von Öderland ist mit Sicherheit kein einfaches Hörspiel. Man kann die Geschichte nicht einfach so nebenbei hören und stellenweise ist es wirklich sehr beklemmend dem Ganzen zuzuhören. Dazu kommt noch das quälende Tempo der Geschichte.
Also keine leichte Kost, wer sich aber die 70 Minuten lang Zeit nimmt und sich darauf einlässt wird großartig unterhalten und es nicht bereuen. Freunde der seichten Unterhaltung allerdings werden wohl nicht die Geduld haben das Intro zu beenden.
8,9 von 10 mal Menschen oder Gendarm