Orbital #2.1 – Nomaden (Splitter)
Kaleb freut sich sehr darauf, einer Delegation der Sandjaren in Malaysia zu zeigen, wie gut sich die Menschen mittlerweile in die interweltliche Konföderation integrieren und wie offen und wohlwollend sie den anderen Rassen gesinnt sind. Aber – wie sollte es auch anders sein – wird die bevorstehende Feier von Problemen in den nahegelegenen Mangrovenwäldern überschattet. Zeitgleich haben sich dort die nomadisch lebenden Rapakhuns niedergelassen und es ist ein Massensterben der Fischpopulationen aufgetreten. Für die heimischen Fischer ist der Zusammenhang offensichtlich. Es bleibt jedoch nicht nur bei diesem Konflikt, denn Mezoke offenbart dem verblüfften Kaleb einen Teil seiner/ihrer Vergangenheit...
Kerle, Kerle, Kerle! Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich irgendwann an dieses Medium gewöhnen werde. Wie der Titel schon sagt, ist dies nur der erste Teil der zweiten Orbital-Geschichte und bricht genau an dem Zeitpunkt ab, an dem es so richtig spannend wird. Jetzt sitze ich hier schon wieder auf dem Trockenen. Das nervt.
Dabei beginnt die Geschichte diesmal recht gemächlich, was etwas mehr Raum gibt, die Charaktere ein wenig auszuschmücken. Gerade Mezokes Charakter überrascht mit seiner Bitterkeit und seiner Ablehnung der Feierlichkeiten. Nach Brüche ließ er/sie ganz anderes vermuten. Den Blick in die Vergangenheit habe ich dankbar angenommen, da man wirklich Seite um Seite darum bittet, mehr Informationen über Mezoke zu bekommen. Bisher ist noch nicht mal sein/ihr Geschlecht geklärt. Was aber widerum eine Eigenart der Sandjaren ist, die dies nicht gern mit Nicht-Sandjaren diskutieren.
Thematisch bietet der Band bisher wieder eine Auseinandersetzung mit Xenophobie und den mit ihr auftretenden Konflikten. So sehr Kaleb die Idee eines friedlichen und vorurteilsfreien Zusammenlebens aller verinnerlicht hat, so tief verwurzelt ist die voreilige und unreflektierte Ablehnung Andersartiger in Teilen seiner eigenen Rasse. In diesem Fall sind es die Fischer, die ohne weiteres Prüfen bzw. ausreichender Kommunikation ein Urteil fällen und somit einen Konflikt heraufbeschwören. Dieses Mal kommt zudem noch hinzu, dass die Rapakhuns sich nicht nur aufgrund ihrer Rasse unterscheiden, sondern auch ihre Lebensweise und ihr Glaube fundamental von denen der meisten Menschen abweicht. Sie sind Nomaden, die von Planet zu Planet ziehen, um ihre Bedürfnisse zu stillen. Wobei sie nach eigener Aussage, dem Planeten und seinen Bewohnern mit größtmöglichen Respekt entgegentreten – einem Respekt, den sie innerhalb ihres Glaubens nur durch die lebendige Opferung und dem Verzehren einer ihrer Artgenossen aufbringen können. Sieht man mal von der Art des Glaubens und dem damit verbundenen Kannibalismus ab, kann man schon in gewisser Weise Parallelen zu Sinti und Roma sehen, die ja leider, wie man die letzten Jahre immer wieder beobachten musste, immer noch nicht in ihrer Lebensweise akzeptiert werden.
Sehr wichtig ist auch die Infragestellung der herrschaftlichen Elite der Sandjaren, wie sie von Mezoke ausgeht. Hier bin ich sehr gespannt, was diesbezüglich noch geschehen wird und ob es zu einer gesellschaftlichen Neuordnung der Sandjaren führt.
Der Stil sagt mir weiterhin immens zu. Der Detailreichtum und das Design sind genau mein Ding. In „Nomaden“ ist die Farbgebung etwas intensiver und in den Panels, die die malaysische Landschaft darstellen, weitaus prächtiger als im letzten Band, der hauptsächlich in der Ödnis Senestams spielte.
Ein wirklich schöner Band mit interessanter Geschichte. Leider nur der erste Teil der Geschichte, was meine Freude daran etwas mindert. Denn, so kunstvoll und schön das Ganze aufgemacht ist, kommen schon eine Menge Kosten auf einen zu, möchte man allein diese Geschichte vollständig lesen.
7,7 von 10 Sumpfdotterblumen