Twentynine Palms (2003) [Eurovideo]
David (David Wissak) ist Fotograf und mit seinem Model Katja (Yekaterina Golubeva) auf einer Reise durch Kalifornien, er sucht nach einem Ort an dem er sie fotografieren kann. Doch in der Einöde lässt sich kein Ort finden der dafür geeignet zu sein scheint. So fahren sie weiter und haben bei jeder Gelegenheit lieblosen Sex. Miteinander reden können sie nur schwer, sie spricht nur russisch und ein wenig französisch und er nur englisch und ein wenig französisch. Die Einsamkeit lässt die beiden immer angespannter werden, das sie nicht kommunizieren können spannt sie ebenso an wie die lebensfeindliche Wüste die sie umgibt und die feindseligen Menschen in den Dörfern.
Da ist nichts! Die Wüste ist leer und lehnt das Leben ab, genauso wie die Menschen die nichts in sich haben, irgendwie lieben sie sich dann doch und finden zueinander, werden dabei aber immer einsamer. So oder so ähnlich könnte man es vielleicht interpretieren was hier zu sehen ist. Man kann es aber auch ganz anders sehen. Ich möchte jetzt auch niemanden sagen wie er welche Szene zu deuten hat, da hat sicherlich auch jeder seine eigenen Ideen zu. Also gehen wir es vielleicht ein wenig rationaler an. Wir beobachten in diesem Film ein Pärchen, das Aufgrund von sprachlichen Hindernissen immer weiter auseinander getrieben wird. Dabei bleibt der Kreislauf immer der selbe: Essen, ficken, streiten, pennen und dann wieder von vorne. Schließlich sehen wir wie sie sich immer mehr voneinander und von sich selbst entfernen bis sie letztlich psychisch und körperlich an sich und an ihrer Umwelt zerbrechen. Dabei sind David Wissak und Yekaterina Golubeva die einzigen Darsteller, zwar sind noch wenige andere Menschen zu sehen, doch wirken diese eher wie teile der Wüste, als wären sie Inventar der Natur und hätten mit den Protagonisten nichts gemein. Die beiden Schauspieler spielen wirklich brillant und die Art wie Bruno Dumont alles gefilmt hat ist einfach fantastisch.
Twentynine Palms ist ein Film der von Beginn an sehr unangenehm und stellenweise nur schwer zu ertragen ist. Schön in all seiner Leere und Hässlichkeit. Man sollte den Film allerdings im O-Ton sehen, da die deutsche Synchronisation zwar gut ist, aber durch sie geht der multilinguale teil völlig verloren, was dem Film das Genick bricht.
Nummer vier der neuen Kinokontrovers Reihe kommt mit einem 18 Seiten dicken Booklet und einigen Extras auf der DVD. Darunter ein sehr ausführliches Making of, eine Postergalerie und die WDR Doku „Das schöne ist mein Dämon“ über die drei Filme von Bruno Dumont.
8,7 von 10 Hunde mit 3 Pfoten