Cadavres (2009) [M.I.G.]
Am Halloweenabend geht der Nichtsnutz Raymond Marchildon (Patrick Huard) gemeinsam mit seiner Mutter Solange (Sylvie Boucher) saufen. Am Ende sind sie so voll, dass sie nicht mal mehr nach Hause gehen können. Zum Glück sind sie aber eh mit dem Auto da. Auf der Heimfahrt hat Raymonds verhurte Mutti mal wieder einen ihrer psychischen Zusammenbrüche und versucht sich zu erschießen. Sie verfehlt ihr Ziel allerdings und ballert nur ein Loch in die Autodecke. Nach langem Betteln erfüllt ihr Sohn ihr den Wunsch und schießt ihr in den Kopf. Kurz entschlossen entsorgt er sie in einem Straßengraben und benachrichtigt seine Schwester Angéle (Julie LeBreton), die die beiden schon vor einigen Jahren verlassen hat um Schauspielerin zu werden. Sie glaubt ihrem Bruder nicht, dass ihre Mutter tot ist und so soll er ihr die Leiche präsentieren. Was sie dann aber im Graben finden ist ein getöteter Drogenlieferant und mit diesem Funde beginnt eine unendliche Aneinanderreihung von merkwürdigen Vorfällen.
Erik Canuels finstere Komödie Cadavres hat mich wirklich kalt erwischt. Allerdings war es auch ein wenig unfair den Streifen in die “Mord in Serie Box” zu schmeißen. Schließlich war ich nicht davor vorbereitet, dass man mir hier eine schwarze Komödie unterjubelt. Schließlich sind ansonsten in dieser Box, über die grausamsten Serienkiller, Filme zu sehen, die von den Taten Jack the Rippers erzählen oder sogar von aktuelleren Mördern wie Ed Gein, Richard Speck oder Albert Fish. Außerdem ist eine Doku über die schlimmsten Killer enthalten. Als die ersten Gags aufkamen war ich doch etwas verdattert. Da hat man neben all den Filmen über reale Killer zusätzlich wirklich auch noch eine sehr alberne und verdammt düstere Komödie in die Box gepackt.
Und wie sehr wird der Humor hier die meisten normal denkenden Menschen vor den Kopf schlagen. Blut, Sex, Gewalt, Inzest alles dabei. Höhepunkte des Films sind wohl ein Punkerpärchen das sich in einer Kloake paart und der gute Raymond, der eine ganz spezielle Fähigkeit hat. Wenn sein Schwanz nämlich völlig ausgefahren ist, kann er ihn dazu nutzen sich wie ein Breakdancer nur von ihm gestützt auf dem Boden zu drehen. Fantastisch! Außerdem werden Bullen verschaukelt und des Öfteren mit Schweinen verwechselt. Am besten ist aber, wie verdammt ernst der Film all das die meiste Zeit nimmt. Der ganze Müll wird oftmals so trocken rübergebracht das man den Gag nur als solchen erkennt wenn man auch aufgepasst hat. Manchmal wird es aber auch ganz schrecklich albern und plump. Beides hält sich aber konstant die Waage, wird dadurch nie langweilig, aber auch nicht zu pubertär. Bis zum Ende hin überrascht der kanadische Streifen mit immer wieder neuen und den abstrusesten Ideen, nur um dann im Finale mit einem harten dramatischen Ende begeistert, über dessen Bedeutung und Aussage sich sicherlich länger diskutieren lässt.
Die Hauptdarsteller sind zum Glück auch durchgehend wirklich gut. Neben Patrick Huard und Julie LeBreton fallen die weiteren Darsteller meist vom Talent her ein wenig ab. Aber nur ganz kleine Rollen sind auch mal eher schlecht besetzt. Die Machart ist teilweise solide, manchmal trashig, dies teilweise auch nicht ganz absichtlich und an anderen Stellen wird alles auch gerne mal ein wenig Artsy. Es bleibt optisch jedenfalls abwechslungsreich und wird nie langweilig. Canuel beherrscht sein Handwerk offensichtlich. Hat aber nicht immer bock es zu beweisen, was durchaus okay ist. Leuten mit einem kaputten Sinn für Humor würde ich Cadavres ans schmierige verkrustete Herz legen. War amüsant!
Am Bild gibt es nichts auszusetzen, nur die deutsche Synchro ist ein wenig schwach. Die Sprecher sind zwar größtenteils nicht wirklich schlecht, sind aber nicht so recht bei der Sache. Dadruch fallen ein paar der Gags ziemlich flach auf die Nase, die etwas mehr Dynamik in den Dialogen gebraucht hätten. Neben diesem Film befinden sich in der "Mord in Serie - Die grausamsten Serienkiller" Box noch die weiteren Titel "Ed Gein", "Richard Speck - Chicago Massaker", "Der Kindermörder - The Gray Man", "Jack the Ripper", "Adam Mason's Luster" und die Fernsehdoku "Die grausamsten Serienkiller des 20. Jahrhunderts".
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