Der junge Star Regisseur Aaron (Lars Kokemüller) wird grad nicht nur in Cannes, sondern in der gesamten Film Avantgarde groß gefeiert. Schließlich ist er der neue große Provokateur, ein Regisseur der aufrüttelt, verstört und der Gesellschaft einen dreckigen Spiegel vor ihre Fratze hält. Da sind sich alle aufgeschlossenen und zugleich prätentiösen Kritiker und Kunstkenner einig. Nur Aaron selbst sieht es anders und denkt von seinen Filmen das sie schön sind mehr nicht. Nun kommen die Faktoren Unzufriedenheit mit der Kunstszene und Liebeskummer um seine Ex-Freundin Eva (Jennifer Bothur) zusammen, sie hat ihn nämlich für einen nervtötenden Snob Namens Yves (Alexander Obe) verlassen, mit dem sie nun ins Theater geht und zum Whine Tasting. Ohne sie fällt ihm aber eh nichts mehr ein, aber da er eh seinen Ruf in der Szene weg hat und er noch Verträge zu erfüllen hat macht er sich jetzt wirklich daran zu provozieren und dreht einen Film ohne Budget. Einfach mal einen Mann dabei filmen wie er sich schön einkotet, es genüsslich verreibt und dann an sich selbst Freude hat.
"So sieht Scheiße aus, so riecht die, so... schmeckt die" |
Nach “BAAL. MACHT. GREUEL.” haut die Underground-Filmcrew “Radikal & Arrogant” aus Hamburg ihren nächsten Kurzfilm raus. Dabei handelt es sich diesmal um eine 46-minütige Komödie, die im Vergleich zu den vorherigen Werken der Truppe schon beinahe harmlos wirkt. Abgesehen von der angedrohten Einkotung die während der gesamten Spielzeit im Raum steht. Der Humor wird für einige erstmal etwas gewöhnungsbedürftig sein, vor allem da es nur wenige Pointen im Herkömmlichen Sinne gibt und nicht wie in normalen Komödien jeder dumme Witz mit einer Pause gekennzeichnet wurde. Ernsthaft, gibt es etwas schlimmeres als Mainstream Komödien? Wer über so was lacht fährt auch gerne in überfüllten Büssen. Schädlich ist jedenfalls beides. Regisseur und Hauptdarsteller Lars Kokemüller hat den Film optisch recht Artsy werden lassen, was nicht unbedingt nötig ist, aber auch nicht weiter schadet. Zumindest sieht der Film so wenigstens besonders aus. Als Aaron macht er auch eine gute Figur. Er ist auch der einzige sympathische und erträgliche Charakter im Film. Und wenn es sich dabei um einen Mann handelt, der andere beim kacken Filmen möchte, soll das schon was bedeuten.
Die anderen Charaktere sind schreckliche Gestalten, aber vor allem der prätentiöse Filmkritiker, höchst komisch von Lennart Wollmershäuser gespielt und Alexander Obe als der versnobte neue Freund von Aarons Ex. Beides ganz schlimme Typen die vielleicht erstmal wie extrem übertriebene Parodien wirken, aber ich habe genau solche Menschen des Öfteren auch schon real ertragen dürfen. Klasse ist aber auch Peter Ohrt, der hier den Verschwörungstheoretiker Penner spielt. Herrlich. Die Dialoge sind allesamt herrlich schräg und fernab von nervigen Comedy Klischees die schon tausendmal vorgebetet wurden. “der provokateur.” ist also clever, schön merkwürdig, gut gespielt und vor allem auch lustig. Schönes Ding!
8 von 10 Rollen Frischhaltefolie
"Niemand nennt mich Hurensohn" |