Sonntag, 12. Mai 2013

Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen (2013)

Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen (2013)

Steven Soderberghs Filmografie ist mit einer wilden Berg und Tal Fahrt zu vergleich, auf eine Reihe guter Filme folgen häufig einige weniger anschauliche. Mit Side Effects versucht sich der Regisseur diesmal an einem Psycho-Thriller über die gefahrvollen Nebenwirkungen von Psychopharmaka und den Stand von Psychiatern im Zwiespalt zwischen eigenen Interessen, Lobbyismus, sowie dem Wohl der Patienten.

Emily Taylor (Rooney Mara) lebt ein Leben, wie in einer Traumwelt. Ihr Mann Martin (Channing Tatum) ist Aktien-Broker und verdiente mit Wertpapierhandel viele Millionen, um sich und seiner Frau alle diesen Luxus zu ermöglichen. Die wunderbare Welt der Emily zerbricht jedoch vom einem auf den Anderen Moment, als Martin wegen Insiderhandels an der Börse nicht nur sein Vermögen, sondern auch seine Freiheit verliert. Dieses einschneidende Erlebnis hinterlässt Spuren in der Seele der grade mal 28 jährigen Emily. Sie sinkt zunehmend in die Depression ab, fühlt sich kraft- und hoffnungslos. Über vier Jahre lang hält sie sich an der Beziehung zu Martin fest, besucht ihn jede Woche bis er schließlich entlassen wird. Alles soll wieder so sein wie früher, doch stellt diese erneute Veränderung in ihrem Leben, für die junge Frau eine große Belastung da mit der sie nur schwer zurechtkommt.
Nach einem erfolglosen Selbstmordversuch, endet sie in der Obhut des erfolgreichen Psychiaters Dr. Jonathan Banks (Jude Law). Begleitend zu einer Gesprächstherapie, die Emilys Depressionen und Angstzustände lindern soll, verschreibt ihr Doktor Banks einige Psychopharmaka um sie durch den schwierigen Alltag zu begleiten. Die Medikation zeigt wenig Erfolg und so halten es Arzt und Patientin für besser auf ein neues Medikament um zu steigen. Dieses Präparat scheint tatsächlich Besserung zu bringen, doch treten schnell unerwartete Nebenwirkungen auf, die zu einem Mord unter sonderbaren Umständen führen. Das Leben des Arztes steht Kopf, alle wollen ihm die Verantwortung für die Geschehnisse zuschreiben, doch liegt im dunklen ein viel größerer Plan verborgen.

Das Drehbuch zu „Side Effects“ hat  interessante Nebenwirkungen, da sich die Handlung grob in zwei Stränge aufspaltet. Im ersten Strang vom Beginn des Filmes an, werden psychische Störungen ins besondere Depressionen für das unkundige Publikum herausgearbeitet. Es bleibt nicht aus das hier gängige Klischees und typische Verhaltensmuster zur Veranschaulichung genommen werden. Stark hervor tritt in diesem Abschnitt die Kritik des Filmes am Umgang mit pharmazeutischen Produkten in der modernen Psychiatrie. Schnell wird heute zu Mitteln gegriffen, deren Wirkweise nicht vollends erforscht wurde, nur um eigene finanzielle Interessen und Lobbyismus zu unterstützen. Gekreuzt wird die erwähnte Kritik im vorletzten und finalen Teil der Geschichte von einer mit Spannung erzählten Intrige und den Kampf von Dr. Banks um seine Reputation und die Wahrheit im Fall Emily Taylor. Der Übergang zwischen beiden Strängen ist fließend und gibt dem Film durch einige Wendungen (teils recht unerwartet) eine sehenswerte Dynamik im häufig schwachen Mittelteil. Was bei all dem Interesse und der Spannung in Erzählung und Charaktere fließt, schwächt sich leider etwas durch die Längen ab, die der Film in vielen Bereichen aufzuweisen hat. Hierbei möchte ich unterscheiden zwischen den stimmungsvollen Längen in denen absichtlich Ruhe erzeugt wird, um die Atmosphäre zu gestalten und jenen die bereits bekanntes einfach in die Länge ziehen. Letztere treten grade im ansonsten gut gestalteten Ende auffällig oft auf und sorgen für unnötige Langatmigkeit.

Die Besetzung des Filmes ist in der Tat ausgezeichnet, Rooney Mara die bereits ausgezeichnetes Talent in „Verblendung“ bewiesen hat bekommt hier erneut die Möglichkeit sehr facettenreich aufzutreten. Von der depressiven Ehefrau die von Selbstmordgedanken geplagt wird, bis zur kalten Intrigantin nimmt man sie in der Rolle immer ernst und sieht ihr Talent für die Darstellung „kaputter“ Menschen. Jude Law ist in so ziemlich jeder Rolle als Doktor glaubwürdigt und bekommt stets gut den Bruch vom erfolgreichen Mittdreißiger hin zum, von Gesellschaft und Familie, verlassenen Menschen hin. Gut gespielt für mich aber in der Rolle schwieriger wahrzunehmen war Catherine Zeta-Jones als Dr. Siebert. Jones wirkte auf mich in der Rolle der Doktorin etwas überbesetzt und funktionierte für mich nicht richtig bzw. gelang es nicht mich authentisch von ihrer Darstellung zu überzeugen. Dafür wirkte vieles zu forciert und leicht übertrieben.

Side Effects ist ein wirklich sehenswerter Psycho-Thriller mit einem klassisch psychologischen Motiv und angebrachter Kritik an den Methoden moderner Pharmaunternehmen. Die Geschichte um Emily Taylor entfaltet sich gut und birgt einige markante Wendungen. Einzige einige Längen im Schlussteil der Erzählung vermögen diesen positiven Eindruck leicht zu trüben.


7.9 von 10 Ablixa-Psychosen