Tampopo (1985) [M.I.G.]
Nachts während eines Sturms, machen die beiden Lastwagenfahrer Gun (Ken Watanabe) und Goro (Tsutomu Yamazaki) bei an einem kleinen Nudelschuppen halt. Der Laden ist ziemlich heruntergekommen und es hängen dort nur noch ein paar drittklassige Yakuza ab. Als die beiden ihre Nudelsuppe bestellen wird schnell klar woran das liegt. Tampopo (Nobuko Miyamoto), die Besitzerin des Ladens kocht nicht mit Liebe. Handwerklich und philosophisch fehlt ihr ganz klar das können um ein gutes Restaurant zu führen. Daher beschließt Guru der jungen alleinerziehenden Mutter zu helfen wo er nur kann. Und da nur der gut kochen kann, der auch gut liebt, dauert es nicht lange bis sie sich auch außerhalb der Küche näherkommen. Er bringt ihr bei wie man aus jeder Zutat das beste herausholt, spioniert mit ihr neue Rezepte aus und lässt sie auch im Bett neue kulinarische Genüsse entdecken.
Ein Kultklassiker also, dabei hatte ich zugegebenermaßen vorher noch nie von Tampopo gehört. Nachdem ich den Streifen nun konsumiert habe, kann ich mir sehr gut vorstellen das der Film wirklich von vielen als Kult angesehen wird. Und auch ich bin dem Film verfallen. Tampop ist ein Film über Essen, den Tod und Sex. Als Genre kann man wohl Komödie heranziehen, auch wenn Drama, Erotik- oder Gangsterfilm genauso stimmen würde wie urbaner Western. Im Grunde besteht das Ganze aus einigen teilweise nur lose zusammenhängenden Geschichten die irgendwas mit Essen zu tun haben. Dabei bekommen wir sowohl ausgedehnte Sexszenen, wie auch Trainingsmontagen, die denen aus den 36 Kammern nicht unähnlich sind, nur eben mit Nudeln. Von der Inszenierung her sind besonders die erotischen Szenen als sehr interessant hervorzuheben. Der Symbolismus ist dabei unglaublich geschickt arrangiert. Von der Szene wie das liebende Paar ein Eigelb von Mund zu Mund hin und her jonglieren, bis die Dame es absichtlich zerplatzen lässt um sich und ihr weiße Kleid damit zu besudeln. Was offensichtlich eine wenig subtile Anspielung auf die Besessenheit der japanischen Pornographie mit Körperflüssigkeiten ist. Bis hin zu Kleinigkeiten, die Parallelen zwischen japanischer Esskultur und Sexualität aufzeigen.
Doch dabei bleibt es nicht. Auch die Verbindung zwischen Leben und Tod wird bewegend dargestellt. Einmal durch eine Frau die ihrer Familie vor ihrem Tod noch einmal etwas kocht und die Familie neben dem leblosen Körper schnell ihr letztes mal verspeisen befohl es kalt wird. Also das Essen und ihr Körper. In die gleich Kerbe haut eine wirklich harte Szene in der wir mit ansehen müssen wie eine Schildkröte geschlachtet wird. Darauf könnte ich persönlich als Veganer gut drauf verzichten, da man das Tier aber offensichtlich professionell, sauber und schnell getötet und danach auch gegessen hat, habe ich kein wirkliches Problem mit der Szene. Schließlich ist sie erstens wichtig um die Verbindung zwischen Essen und Tod zu veranschaulichen und außerdem ist es ganz gut wenn Carnivoren damit konfrontiert werden, das ihre Ernährung den Tod für andere Lebewesen bedeutet. Die Szene ist aber ganz klar nicht dazu gedacht abzuschrecken, sondern um dem Esser bewusst zu machen das für ihn ein anderes Leben beendet wurde und man dadurch auch die Pflicht eingeht diese Speise bewusst einzunehmen. Dieses Motiv tritt auch schon zu Beginn einmal auf, wo der alte „Suppenmeister“ aus dem Buch aus dem Gun Goro während der Fahrt vorliest seinem Lehrling beschreibt wie man die Suppe zu essen hat. Dabei hat der Konsum des daron enthaltenden Schweinefleischs schon fast etwas Ritualartiges, so wie der Meister darauf achtet das Fleisch ganz besonders zu genießen und vor dem Verzehr sich bei dem Schwein bedankt, entschuldigt und ihm sagt das man sich nach seinem Tod wiedersehen wird.
Handwerklich ist Tampopo ebenfalls ganz groß und das nicht nur in den wie schon erwähnt toll arrangierten Erotikszenen. Der Humor ist natürlich sehr eigen und nur selten offensichtlich komisch, dafür fast durchgängig amüsant. Schenkelklopfer solltet ihr aber keine erwarten. Bei den Schauspielern ist natürlich Ken Watanabe zu nennen, der hier einen seiner ersten Auftritte hatte und mittlerweile auch jedem westlichen Kinogänger durch seine Rolle in Inception oder als Ra's Al Ghul in Batman Begins bekannt sein sollte. Aber auch Tsutomu Yamazaki, Nobuko Miyamoto die als Ehefrau von Regisseur Jûzô Itami auch bei einigen anderen Werken von ihm dabei war und besonders Kôji Yakusho (13 Assassins) als Yakuza mit dem weißen Anzug können sehr überzeugen.
Die deutsche Synchro ist gut, wer aber den sehr viel stimmigeren O-Ton haben möchte und überhaupt noch ein paar Extras haben möchte, sollte sich die Blu-ray schnappen, da die Qualität in dieser Box natürlich nicht die beste ist. Außer Tampopo gibt es in der “Asian Finest Collection” noch die drei weiteren Filme “Ein Hauch von Zen”, “Peking Action Blues” und “Das Bankett des Kaisers” zu sehen.
8,3 von 10 ungewöhnliche Massagen