Mittwoch, 7. März 2012

Zahra´s Paradise (Knesebeck)

Zahra´s Paradise (Knesebeck)

Bei den Protesten, die eine Antwort auf die iranischen Wahlen am 16. Juni 2009 waren verschwanden viele der Demonstranten spurlos. Wie viele andere im Land suchen nun auch die Angehörigen des verschwundenen Studenten Mehdi nach ihrem vermissten Familienmitglied. Mehdis Bruder und die gemeinsame Mutter suchen ohne Unterlass und kommen dabei dem Regime immer öfter näher als es auf Dauer gesund sein kann. Bei den Recherchen deckt Mehdis Bruder immer mehr dunkle Geheimnisse der Regierung auf und somit wird auch die Suche nach Mehdi immer gefährlicher.

Die fiktive Suche dieser iranischen Familie, die in dieser Graphic Novel geschildert wird, steht für all die Geschichten der 16.901 Männer und Frauen die vom iranischen Staat getötet wurden weil sie eine andere politische Einstellung hatten, eine andere Sexualität, eine andere Religion oder sonst irgendwie den „Frieden“ des Irans durch ihre Taten oder Gedanken bedroht haben. Autor Amir und Zeichner Khalil, die diesen Comic aus Angst vor Repressionen unter Pseudonymen geschrieben haben, präsentieren den kalten und tödlichen Terror eines Landes das bestenfalls als ein sehr schrecklicher Ort bezeichnet werden kann. Gleichzeitig zeigt Zahra´s Paradise auch einen Iran, der in den westlichen Medien nur selten zu sehen ist. Ein schreckliches Land, das aber nur durch seine Herrscher so schlimm ist. Die Bevölkerung ist eine andere, gebildet, offen und mit Revolution im Herzen. Die Geschichte ist zugleich traurig aber auch ermutigend und schildert ein Bild vom Iran das sehr ehrlich ist.
Khalil bebildert seine erste Graphic Novel gekonnt, meist recht simpel und real gehalten. Manchmal wird’s ein wenig fantasievoller und künstlich verspielter. Der reale nüchterne Stil passt letztlich aber besser zum Inhalt, auch das die Geschichte in schwarzweiß gehalten wurde bringt die Trostlosigkeit ganz gut rüber.

Im Anhang werden auf über 30 Seiten arabische Begriffe, Namen und weitere Hintergrundinformationen gegeben, durch die man noch tiefer in die Thematik eindringen kann und auch die letzten Kleinigkeiten begreift. Dazu kommen noch die Namen aller knapp 17.000 getöteten Menschen.

Ein rührender und gleichzeitig schrecklicher Comic, für alle die einen genaueren Blick auf die grüne Revolution werfen wollen. 270 Seiten im hochwertigem Hardcover!

8,4 von 10 Geier im Parlament