Dredd (2012)
Außerhalb der Stadtmauern der Mega-Cities findet man nur noch radioaktiv verseuchtes Ödland. Leben ist dort nicht mehr möglich. Die Menschen haben sich in riesige Städte zurückgezogen. In Mega-City One sind 800 Millionen Menschen zusammengepfercht. Leben ist hier irgendwie möglich. Eine Instanz, die versucht, eine geregelte Gesellschaft zu ermöglichen, ist das Department of Law, dessen Judges sowohl Richter, Geschworene als auch Vollstrecker sind. Einer von ihnen ist Judge Dredd (Karl Urban). Mit der Anwärterin Anderson (Olivia Thirlby), die aufgrund ihrer Kindheit an der Strahlengrenze PSI-Fähigkeiten besitzt, kümmert er sich um die Aufklärung dreier Morde in einem der riesigen Hochhausslums der Stadt. In dem 200 Stockwerke hohen Gebäude stoßen sie auf immensen Widerstand. Ma-Ma (Lena Headey) hat das Gebäude und seine 75 000 Bewohner mit ihrer Gang vollständig unter Kontrolle gebracht. Der einzige Weg heraus, ist der Weg nach oben...
Da stellt man sich auf eine sehr dumme und stumpfe Comicverfilmung ein, wie sie schon einmal in Bezug auf Judge Dredd in den 90ern passierte (Plateauschuhe und so...) und dann bekommt man das hier. Stumpf ist der Film gerne mal, dumm nicht so richtig, dabei aber cool, verdammt cool.
Mit recht nüchternem Design wird diesmal dem Richter Dredd begegnet. Die Uniform ist funktional gehalten und sieht fast schon "realistisch" aus. Mega-City One unterscheidet sich nur in den Flugansichten wirklich von heutigen Metropolen. Vielleicht ist das auch der Grund, dass die Welt, die hier gezeigt - aber kaum erklärt - wird, so bedrohlich und abgefuckt wirkt. Die riesigen Hochhausslums sind gruselig plausibel, existieren doch heute schon "Miniaturen" davon.
Die Leute sind am Arsch. Kaum einer hat Arbeit und so flüchten sich viele in den Drogenkonsum. Gerade neu am Markt ist die Droge "Slo-Mo", die dafür sorgt, dass der Konsument seine Umwelt nur noch in einem Bruchteil der wirklichen Geschwindigkeit wahrnimmt. Das wird im Film zum einen für ein paar nette 3D-Effekte und ästhetische Spielereien genutzt, aber zum anderen auch, um die so schon maßlose Gewaltdarstellung noch ein wenig expliziter zu gestalten.
Gewalt ist eine Konstante in der Stadt und sie geht sowohl von bösen Menschen als auch von den "guten" Judges aus. Die Judges haben immerhin den Freibrief zur Willkür und so ist Exekution kein seltenes Urteil.
Ein Kunststück des Films ist es, dass trotz dieser Prämisse Judge Dredd als cooler Charakter rüberkommt. Das hat mit Karl Urban zu tun, der anscheinend Spaß an der Rolle hatte, aber auch an den One-Linern, die einfach sitzen. Dass die Story dabei vielleicht keine Preise gewinnt, tritt dabei etwas in den Hintergrund, da sie rigoros erzählt wird. Ein Gefühl von Unberechenbarkeit wird erzeugt, welches allerdings meistens schnell wieder abhanden kommt.
Das Ganze kumuliert im Finale im Kopf des Zuschauers zu einem sehr eigenartigen Gemisch. Der "Held" ist ein Bilderbuch-Actionheld. Krass, cool und vor allem unterhaltsam (was in einem Kinofilm ja nicht gänzlich zu verachten ist). Aber leider genauso furchtbar, wie diejenigen, über die er urteilt. Gerade, weil er im Gegensatz zu den Bösewichten, die mit Lena Headey hier wirklich einen fiesen Kopf bekommen haben, eigentlich aufgrund seiner Position nicht einfach so aus einem Gefühl heraus das Leben Tausender aufs Spiel setzen sollte. Während der Zuschauer sich nach der Gewaltorgie eher nicht so gut fühlt, wird Dredd einfach diesen Arbeitstag abhaken und den nächsten erwarten...
Dredd schafft es ohne große Inszenierung eine grausame Dystopie darzustellen und dabei dennoch oder gerade deswegen einen großartigen, geradlinigen Actionstreifen abzuliefern. Über die Nähe zu den Comics kann ich nur mutmaßen, aber ich schätze einfach mal, dass der Urbansche Dredd dem Stalloneschen kein allzu gütliches Urteil aussprechen würde...
8,2 von 10 Pillen