Das Lufer Haus (Lauscherlounge)
Das Lufer Haus ist für seine übernatürlichen Phänomene bekannt. Um die mysteriösen Vorkommnisse zu erforschen, wurde im Jahr 2008 ein parapsychologisches Forschungsteam dorthin geschickt. Bei den Untersuchungen sind allerdings alle Beteiligten spurlos Verschwunden. Nur die letzten Tondokumentationen der Versuche wurden aufgefunden. Dies sind die letzten Momente derer, die das Geheimnis des Lufer Hauses lüften wollten!
Seit „The last Broadcast“ oder wohl besser ein Jahr später seit „Blair Witch Project“ erfreut sich das Found Footage Subgenre des Horrors größter Beliebtheit. Nach einem kurzen Abstecher nach Hollywood durch den Film Cloverfield (oder der Asylum Variante Monster), ist das Genre wieder da wo es hingehört. Billigere aber dennoch extrem erfolgreiche Produktionen wie Paranormal Activity und die dazugehörigen Spin offs und Nachahmer erzeugen mit nur geringem Budget eine dichte Atmosphäre.
Kai Schwind, bisher eher durch humorvolle Hörspiele und seine Arbeit bei der Ferienbande bekannt, hat nun versucht den Found Footage Stil als Hörspiel umzusetzen. Natürlich handelt es sich daher nicht um gefundene Film sondern Ton aufnahmen. Um dem dokumentarischen Stil zu entsprechen wurde das Hörspiel unter Live Bedingungen in einem alten leerstehenden Landgut in Brandenburg aufgenommen. Dazu kommt noch die Schwierigkeit das man keinen Soundtrack verwenden kann, da sonst das authentische Feeling verloren geht. Gewagt für ein Hörspiel.
Allerdings klappt das hier ziemlich gut. Zu Beginn muss man wie immer bei diesem Genre einen etwas langatmigen Einstieg überstehen. Das dient aber wie bei der filmischen Variante dieser Geschichten dazu das der Hörer sein Schild senken lässt, wodurch er dann später wenn es gruselig wird, anfälliger für den Horror wird. Wenn man die ersten zwanzig recht ereignislosen Minuten übersteht und sich danach auf die Sache einlässt, bekommt man ein durchdachtes und toll inszeniertes Horrorhörspiel.
Abgesehen von Detlef Bierstedt, der nur die Ansagen spricht die einem verraten von wann die gerade laufende Aufzeichnung ist, hat man vollkommen auf bekannte Sprecher verzichtet. Anders geht es bei so einer Geschichte auch nicht, da auch bekannte Sprecher den dokumentarischen Stil zunichte machen würden. Trotzdem bin ich von den Leistungen begeistert, besonders Oliver Siebeck und Uve Teschner haben mir sehr gefallen.
Auf einen Soundtrack musste man wie gesagt verzichten, dafür ist die Geräuschkulisse durch die Live Bedingungen umso feiner. Große Schockmomente werden nicht überstrapaziert, dafür wird der Horror immer wieder subtil angedeutet, jedes nicht klar definierbare Geräusch könnte etwas sein das den Protagonisten gefährlich wird und bis zum Ende kann man sich nicht sicher sein was in dem Haus wirklich vorgeht. Mein einziger Kritikpunkt ist das die Aufnahmen oft zu sauber klingen. Nicht immer profitiert das Hörspiel bestmöglich von der ungewöhnlichen Art der Entstehung. Der Sound hätte also ruhig etwas dreckiger sein dürfen, manchmal hört man alles zu klar. Ein wenig mehr atmosphärische Dichte wäre also durchaus drin gewesen. Insgesat kann man das Lufer Haus als ein gelungenes Experiment bezeichnen.
Die beiden CDs kommen in einem schicken Digipack, mit liebevollem Design und auch das Booklet passt toll ins Gesamtkonzept.
8,4 von 10 Geisterhaufen