Samstag, 25. Februar 2012

Space is the Place (1974)

Space is the Place (1974)

Vor Jahren verschwand Sun Ra spurlos. Nun landet er mit einem Raumschiff in Oakland, um zu schauen, wie weit es die Afro-Amerikaner in seiner Abwesenheit geschafft haben. Während er und ein böser Aufseher immer wieder die Erde bereisen, spielen die beiden in einer anderen Dimension ein Kartenspiel, um über die weitere Zukunft der schwarzen Erdbevölkerung zu entscheiden. Sollte Sun Ra gewinnen, wird er erstens ein Konzert galaktischen Ausmaßes geben und zweitens wird den Schwarzen ermöglicht, mit ihm in eine bessere Welt zu reisen...

Ich bitte jeden, der diesen Film gesehen und ihn in seiner Gänze verstanden hat, inständig mich zu korrigieren, wenn ich den Inhalt falsch umrissen habe. In der Zeit, in der ich mich nun schon mit Blaxploitation bzw. „schwarzem Kino“ beschäftige, ist mir selten ein derart verstörender und rätselhafter Film untergekommen. Das liegt natürlich fast durchweg an der Präsenz der Kunstfigur Sun Ras, die zwar hauptsächlich als Plattform für den Jazz-Musiker Herman Poole Blount diente, jedoch durch die Vermengung mit verschiedensten philosophischen Ansätzen zur „Cosmic Philosophy“ ihre ganz eigene Faszination erlangt. Nicht vergessen sollte man auch, dass es sich bei Sun Ra um einen Musiker aus der wohl unzugänglichsten Jazz-Disziplin handelt – der Soundtrack des Films ist vom Free Jazz geprägt. Eine solche musikalische Untermalung führt unweigerlich zu Szenen, die einfach ganz weit weg erscheinen und deren Stimmung nur als „abgehoben“ umschrieben werden kann.
Inhaltlich ist der Film eher schwer zu fassen. Der rote Faden wird schon irgendwie aufrecht erhalten, wird jedoch durch manche der Episoden auf der Erde sabotiert. Geht es in den ersten Episoden noch z.B. um die Probleme schwarzer Jugendlicher und wie ihnen die Integration in die Gesellschaft verwehrt wird, driften weitere Episoden mit dem Aufseher immer weiter in die reine Blaxploitation-Richtung ab. Wahrscheinlich musste einfach mit der Zeit gegangen werden, so dass man fast schon gezwungen war, ein bisschen Pimp-Action unterzubringen, um zumindest ein paar mehr Zuschauer zu bekommen. Leider tut dies dem Film wirklich nicht gut.
Die Aussagen, die Sun Ra während des Films macht, sind oft kryptisch und können auf sehr unterschiedliche Art und Weise ausgelegt werden. Um hier ein klares Bild zu bekommen, sollte man den Film wahrscheinlich öfter als einmal schauen – oder sich auf anderem Wege informieren. Auf der einen Seite wirken Sun Ras Ansichten durchaus radikal und deuten auf eine Idee à la „Black Supremacy“ hin. Auf der anderen Seite vertritt er kluge Ideen, die ein friedfertiges und gleichberechtigtes Leben aller fordern. Ein steter Fluss an Gedanken, der dem Zuschauer einiges abverlangt.

Space is the Place ist ein Bollwerk. Hat man sich mit dem Soundtrack und der visuellen Darreichungsform angefreundet, erwartet einen ein interessanter Film, der zum Ende hin leider etwas stark aus den Fugen gerät.

6 von 10 verdammt fesche Treter