Cenodoxus (1958) [S.A.D.]
In Paris da lebt der gelehrte aber nicht weise Herr Cenodoxus. Als Doktor ist er hoch angesehen und auch zu den Bettlern ist er meist gut. Auch in rechtlichen Fragen weiß er oft bescheid. Da er aber auch oft egozentrisch ist und immer mal wieder die Fassung verliert kann man sagen das er ebenso viel Gutes wie Schlechtes tut. Genau aus diesem Grund kämpfen auch Himmel und Hölle um seine Seele. Mephisto schickt sogar Damen zu ihm die ihm als seine Geliebten zur bösen Seite verführen sollen. Doch selbst nach seinem Tod ist der Kampf um seine Seele noch nicht beendet und so geht es auch im Totenreich noch weiter.
Um 1600 verfasste Jakob Bidermann seine Tragödie Cenodoxus – Der Doktor von Paris, die später eine große Inspiration für Goethe und seinen Faust werden sollte. 1602 wurde das Stück in Augsburg Uraufgeführt und 300 Jahre später inszenierte Walter Oehmichen Cenodxus für den Bayrischen Rundfunk mit seinem Puppentheater.
Ein sehr ungewöhnlicher Stoff also für die Puppenkiste. Die Umsetzung ist aber vollends gelungen. Die Geschichte an sich ist in ihrer Urform nicht viel mehr als religiöse Propaganda, Panikmache vor der Hölle in ihrer pursten Form. Wenn man die Geschichte aber so interpretiert das die Aussage ist das man sich gut verhalten soll anderen gegenüber geht das wohl auch in Ordnung. Toll an der schwarzweiß Inszenierung ist vor allem das düstere ungewohnte Setting des Stücks. Auch Puppen zu sehen denen Gliedmaßen fehlen und andere Leiden haben ist etwas völlig anderes als gewohnt. Grandios wird das Spiel letztlich durch Peter Pasetti der dem Herrn Cenodoxus seine Stimme leiht. Einer der besten Sprecher in toller Verfassung. Großartig gespielt.
Wer eine alte Rarität der Puppenkiste sucht und auch mal etwas sehen möchte das nicht für Kinder konzipiert wurde ist hier total richtig.
7,8 von 10 ausgerissene Schwänze