Caged Heat (1974)
Wegen Beihilfe zum versuchten Mord wird Jacqueline Wilson (Erica Gavin) in den Frauenknast abgeschoben. Dort herrscht ein eisernes Regiment, unter anderem ist es sogar verboten zu lachen. Alle leben dort in Angst vor der sadistischen McQueen (Barbara Steele), nur nicht Pandora (Ella Reid) und Belle (Roberta Collins) mit denen sie sich schnell anfreundet. Zusammen versuchen sie zu rebellieren in dem sie unter anderem Sketche aufführen in denen sie die Gesellschaftlichen Rollenklischees in Frage stellen. Das bringt ihnen natürlich nichts als Folter ein. Sie ertragen es nicht mehr und geben alles dafür aus dem Knast auszubrechen, aber auch damit sind sie noch lange nicht wirklich frei.
Anfang der siebziger Jahre lies Roger Corman auf den Philippinen mit „The big Doll House“ und „Women in Cages“ die ersten Women in Prison Streifen produzieren. Wie man es sich denken kann sprechen diese Filme niederste männliche Gelüste nach Nacktheit, Sex und Gewalt an. Kein Wunder das sich da schnell Nachahmer gefunden haben.
Aber schon 1974 gab Corman Geld für einen Streifen dieses Genres, der das Thema der gefangenen Frauen noch mal neu angehen sollte. Zwar waren immer wieder mal politische Anspielungen und durchaus auch mal Kritik am Patriarchat in diesen Filmen zu finden, leider geht dies meist völlig im Exploitationsumpf unter. Anders verhält es sich aber im Debütfilm von Jonathan Demme Caged Heat. Damit wäre auch Demme, der später Filme wie „Philadelphia“ oder „Schweigen der Lämmer“ drehen sollte, einer der vielen Regisseure der dank Roger Corman seine Karriere beginnen konnte.
In Caged Heat führte er nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch. Immer wieder merkt man das er gleichermaßen die Klischees des Genres erfüllen, wie umgehen möchte. Er spielt mit den männlichen Macht- und Gewaltfantasien, spricht aber gleichzeitig immer wieder den feministischen Grundton dieser Filme an. Auffällig ist das auch nach dem Ausbruch die Welt der Mädchen nur aus Verurteilten und deren Richtern beziehungsweise Wärtern oder Polizisten besteht. Es wird klar das man sich entweder anpasst, mitspielt und so an Macht kommt, oder so bleibt wie man sein möchte, damit aber in kauf nehmen muss ein Leben zu führen das völlig in der Hand der Mächtigen liegt und ständig deren Repressionen ausgesetzt ist.
Selbst musikalisch spiegeln sich diese Motive wieder durch Kollagen aus Blues und volksnahen Country Songs. Davon abgesehen wird der eigentlich sehr leichte Genuss solcher Filme durch die undurchschaubare Machart erschwert. Oft weiß man nicht wann die Alpträume der Frauen aufhören oder ob die orgastischen Zuckungen ein Zeichen von Lust, Qualen oder auch mal Freude über ein gewonnenes Glückspiel sind.
Also ein sehr ungewöhnliches und nur selten leichtes Spektakel. Der Cast besteht größtenteils aus Damen die zuerst wegen ihren äußeren Werte ausgewählt wurden. Diese werden aber bewusst oft nur außerhalb des Kamerafokus gezeigt was dazu führt das man auch mal bemerkt das Juanita Brown (Foxy Brown, Willie Dynamite) und die englische Scream Queen Barbara Steele (Pit and the Pendulum, Piranha) mehr drauf haben als man es ihnen eigentlich zutraut.
Caged Heat ist ein Film der ganz anders verläuft als man zuerst glaubt, für Freunde von merkwürdigen Filmen oder Fans des Genres die mal was anderes sehen wollen ein richtig dicker Filmtipp!
7 von 10 Schocktherapien