Freitag, 10. Februar 2012

The Surrogates (Cross Cult)

The Surrogates (Cross Cult)

Im Jahre 2054 hat eine Erfindung die Welt vollkommen verändert. Nichts ist mehr wie heute, da der Konzern VSI als einzige Firma Surrogates herstellt. Roboter die von ihren Besitzern aus den eigenen vier Wänden kontrolliert werden können. Niemand muss mehr sein Haus verlassen. Weder beim Einkaufen oder um andere zu daten, auch der Job wird nur noch durch die Surrogates erledigt.

Das hat natürlich viele Vorteile, Unfälle am Arbeitsplatz haben keine Auswirkungen mehr auf Menschen, die Surrogates ermüden nicht und können gefährliche Aufgaben erledigen. Außerdem werden so Krankheiten und Epidemien eingedämmt und das Gesundheitssystem stark entlastet, gleichzeitig sind Verbrechen fast ausgemerzt, da man die Signale der Roboter immer verfolgen kann und so den Täter mit 100% Wahrscheinlichkeit erwischt. Allerdings führt die Einsamkeit zu psychischen Problemen. Neben Depressionen mehrt sich das Gefühl von Entfremdung und die Menschen entfernen sich immer mehr voneinander bis ein normales zusammenleben gar nicht mehr Möglich ist.

Genau das erlebt der erfahrene Cop Harvey Greer, der seine Frau so gut wie nie zu sehen bekommt, obwohl sie doch zusammen leben, er erinnert sich schon fast nicht mehr daran mit ihr zusammen in der Realität gegessen zu haben. Sein neuester Fall betrifft einen Killer der als Steeplejack bekannt ist und Surrogats zerstört um den Leuten zusagen. Als erstes wird eine Sekte verdächtigt, deren Prophet ein Leben ohne die Roboter predigt.

Writer Robert Venditti präsentiert uns durch seine düstere Roboter Dystopie eine passende Parabel auf unsere heutige Gesellschaft. Immer mehr verlagert sich unser Leben ins Internet, persönliche Kontakte werden durch Foren und Chaträume ausgetauscht und so manch einer führt auf (A)Sozialennetzwerken ein ganz anderes Leben als in der Realität. Da ist das Leben als der eigene Avatar nur der nächste logische Schritt. Es wird also das Thema der Entmenschlichung aufgegriffen und somit bewegt man sich auf ähnlichen Cyberpunk Faden wie Ghost in the Shell und dergleichen. Vermengt wird diese Thematik mit einigen Drama Einlagen und modernem Hardboiled Noir Krimi. Sehr gefallen hat mir zusätzlich auch noch das es nach jeder Ausgabe einen Anhang gibt in der durch Werbeanzeigen, Zeitungsartikel, Briefe und ähnliches das Universum der Comics erweitert wird, was stark den Eindruck von Watchmen erwähnt und da Venditti Watchmen in Interviews auch gerne mal erwähnt, ist dieser Eindruck wohl auch nicht ganz falsch.

Optisch wird die Geschichte von Brett Weldele in verschmierten manchmal Skizznhaften Zeichnungen umgesetzt. Die verwaschenen Sepiatönen geben dem ganzen dann noch den richtigen Anstrich, für meinen Geschmack hätte es aber manchmal ruhig etwas kälter aussehen können.

Wie von Cross Cult gewohnt kommt der Sammelband im dicken Einband, allerdings nicht in A5, sondern im gängigen US-Format. Zu guter letzt gibt es noch eine Covergalerie, ein Making of inklusive Skizzen, Concept Arts und Auszügen aus dem Skript und zusätzlich noch Deleted Scenes und einige Pin Ups unter anderem von Ben Templesmith. Abgerundet wird diese sehr ausgiebige Bonusrubrik mit einem Interview der beiden beteiligten Künstler.

Wer jetzt ganz heiß auf diese Comicreihe ist, kann mit etwas Glück auch noch eines von den 333 Variant Exemplaren mit dem coolen Steeplejack Cover bekommen.

8,5 von 10 Medikamente

Ein Review zur Verfilmung mit Bruce Willis findet ihr ebenfalls hier.