Der kleine Lord 2 - Entführt (1938) [M.I.G.]
Es ist das Jahr 1747. Schottland leidet unter der englischen Krone. Der junge David Balfour (Freddie Bartholomew) erfährt, dass sein Vater gestorben ist und er nun zu seinem Onkel Ebenezer (Miles Mander) soll, um sein Erbe anzutreten. Auf seiner Reise nach Edinburgh gerät er in Kontakt mit dem Rebellenführer Alan Breck (Warner Baxter). Der kronloyale David und der freiheitsliebende Alan kommen aufgrund ihrer unterschiedlichen Ansichten nicht wirklich gut miteinander aus und so trennen sich ihre Wege schnell wieder. Doch das Schicksal wird die beiden bald wieder zusammenführen, denn Davids Onkel ist nicht unbedingt froh darüber, dass er das Familienanwesen an den Burschen abtreten soll, und Alans eigentlich Mission verkompliziert sich durch die schöne Jean MacDonald (Arleen Whelan) auch maßgeblich...
Der kleine Lord 2? Was ein Schmarn! Bei diesem Film handelt es sich um die zweite Verfilmung des Buches "Kidnapped" von Robert Louis Stevenson, aus dessen Feder auch Klassiker wie Die Schatzinsel und Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde stammen. Die Verbindung zu Der kleine Lord liegt wohl darin begründet, dass der Kinderstar Bartholomew und C. Aubrey Smith in der Verfilmung von 1936 spielten und in Kidnapped nun auch wieder dabei sind. Naja, und dass David letztlich durch den Antritt des Erbes auch zum Lord wird...
Die Geschichte ist recht simpel, wird aber ganz fluffig erzählt. David muss einem Mordversuch seines Onkels entgehen und wird von diesem im Anschluss auf ein Schiff nach Amerika geworfen, damit Ebenezer nicht aus seinem schönen Zuhause weichen muss. Währenddessen will Breck eigentlich Jean zu ihrem Verlobten bringen, da dieser das Land aufgrund des Mordes an einem englischen Verwalter verlassen muss, aber nicht ohne sie gehen will. Breck muss sich allerdings eingestehen, dass er verstehen kann, warum der Typ nicht ohne Jean los möchte und Jean ihrerseits findet den Breck auch ganz süß. So ein Freiheitskämpfer ist aber auch was Feines.
Darstellerisch ist das alles der Zeit angemessen. Oft wird es etwas theatralisch und die Charaktere schauen sich permanent direkt an, was einfach unnatürlich wirkt. Bartholomew ist gerne mal neben der Spur und sein Spiel ist gerne mal ausdruckslos. Damals war er vielleicht ein gern gesehener Gast auf den Leinwänden der Lichtspielhäuser, aber heutzutage ist das nur schwer nachzuvollziehen.
Die Ausstattung ist wirklich super. Sowohl die Kleidung, als auch die Bühnenbilder und manche Drehorte sehen klasse aus. Allerdings sieht man bei vielen Außenaufnahmen, dass man sich nicht in Schottland befindet, sondern in Kalifornien.
Die DVD hat ein akzeptables Bild und die deutschsprachige Tonspur ist gut, englischsprachige etwas verrauscht. Die deutsche Synchro ist jedoch etwas lieblos. Die Sprecher legen sich zwar teilweise ins Zeug, aber es fehlt da etwas die Vielfalt. Anscheinend sprechen nur sehr wenige Leute und verstellen nur ab und zu mal die Stimme, wenn ein anderer Charakter auftaucht, was zwar auffällt, aber nicht so sehr stört.
Neben dem Film gibt's noch eine sehr kleine Bildergalerie und eine mit 12 Titeln überraschend umfangreiche Trailershow, die u.a. auch den Trailer zu White Zombie umfasst. Nett ist, dass als Wendecover das Originalfilmplakat zu sehen ist. Leider ist die Qualität des Drucks und des Materials miserabel.
Der kleine Lord 2 - Entführt ist erstmal nicht das, was es vorgibt zu sein. Hat man das verwunden, dann ist es ein netter und harmloser Familienfilm, der durch sein pseudo-historisches Setting relativ zeitlos daherkommt.
5,8 von 10 schmachtende, schmatzende Schmierfinken