Star Trek: New Frontier #7 - Excalibur I: Requiem (Cross Cult)
Die Excalibur und ihr Captain sind Geschichte. Eine Explosion zerriss das Schiff vollkommen unerwartet. Wochen später und nach endlosen Untersuchungen treffen sich die Führungsoffiziere in der Bar "Ferne Welten". Nicht um sich auszusprechen und erneut alles durchzuspielen, was in diesen schicksalhaften Momenten passierte, sondern um die gemeinsame Zeit noch einmal Revue passieren zu lassen und Calhoun zu gedenken.
Auch wenn sich alle noch in der "Abkühlphase", wie es die Sternenflotte bezeichnet, befinden, wird jedoch klar, dass sich hier Wege trennen werden.
So erreicht Soleta am fünften Todestag ihrer Mutter eine Nachricht des Romulaners Rajari. Die Nachricht ist an ihre Mutter gerichtet. Rajari ist der Mann, der T'Pas damals vergewaltigte; er ist Soletas Vater. Soleta muss sich unweigerlich mit einem Teil ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen, vor dem sie schon ihr gesamtes Leben flüchtet.
Währenddessen arbeiten Kebron und McHenry undercover in einer noch nicht raumfahrenden Zivilisation, die immer wieder von Außenweltlern heimgesucht wird. Doch neben den ihnen bekannten Besuchern scheint noch jemand anderes sein Unwesen zu treiben...
Kallinda hat erneut Visionen, die eigentlich Geschichte waren, seitdem sie der Ort der Stille rief. Sie sieht wie ein alter Lehrer Si Cwans ermordet wird. Beunruhigt erkundigen die beiden sich nach Jereme...
Nach dem überaus abrupten und irritierenden Ende des sechsten Bands setzt Requiem ein paar Wochen später an, ohne eine Erklärung für das Schwinden der Excalibur und Calhouns zu geben. Also eine weiterer Punkt, den der Leser vorerst so hinnehmen muss. Gar nicht mal so unklug, den Leser eine so wichtige Information vorzuenthalten. Gerade weil die handelnden Charaktere alle wie selbstverständlich über die Geschehnisse sprechen, aber nie die entscheidenden Informationen preisgeben. Von daher wird wohl der Strom an New Frontier-Reviews meinerseits nicht abreißen.
Ohne die Excalibur und vor allem Calhoun fehlt der Crew anscheinend der Leim, der sie zu einem Ganzen pappte. Eine gute und sinnvolle Gelegenheit, die Charaktere ihre eigenen Geschichten erleben zu lassen, wie Calhoun es im Captain's Table ja ebenfalls bereits durfte. Etwas kürzer und immer parallel zu den anderen, haben in diesem Band eben Soleta, Kebron / McHenry und Kallinda / Si Cwan ihre besonderen Abenteuer.
Soletas Weg steht hierbei etwas im Vordergrund und bietet auch von den dreien das größte Potenzial, dem Charakter dienlich zu sein. Sie muss seit ihrer Geburt sowohl mit ihrem vulkanischen als auch ihrem romulanischen Erbe zurechtkommen. Als Vulkanierin erzogen und immer bedacht, ihre romulanische Seite zu verstecken, wird sie unmittelbar mit der Person konfrontiert, der ihrer Mutter Grausames antat und sie in diesem Prozess zeugte.
Sie bricht auf, um ihn davon abzuhalten, weiteren Schaden anzurichten oder gar ihren Ziehvater zu töten. Zu ihrer Überraschung scheint sich der Mann nach langer Haft jedoch stark geändert zu haben. Er hat zu Gott (eigentlich zu allen Göttern...) gefunden und empfindet anscheinend ehrliche Reue für die Taten, die er in seiner Vergangenheit als Spion beging.
Sie bleibt aus einer ihr nicht erklärbaren Neugier eine Weile bei ihm, ohne ihn über ihre wirkliche Identität in Kenntnis zu setzen. In Anbetracht seines bevorstehenden Todes durch eine unheilbare Krankheit, hat sie im Prinzip nichts zu verlieren. Einige ihrer Gespräche sind ganz interessant geschrieben und Soletas Innenschau zwar etwas plump mit einer "inneren Stimme" dargestellt, doch nie übermäßig doof. Leider handelt Peter David die wochenlange Annäherung der beiden innerhalb kürzester Zeit ab und dreht es am Ende wieder so, dass er eine mächtige Explosion hat. Ich kann da nicht abschätzen, ob das Unwille oder Unfähigkeit ist, aber der Autor scheint Veränderungen in der Geschichte oder den Charakteren generell nicht ohne Explosionen darstellen zu können, wie sich nach insgesamt neun seiner Romane herauskristallisiert. Das ist in den meisten Fällen ja durchaus unterhaltsam, aber gerade bei diesem sensiblen Thema irgendwie sehr fehl am Platz.
Soletas Begegnung mit ihrer ungestümen romulanischen Seite und ihr Aushandeln zwischen den beiden sehr verschiedenen Aspekten ihrer Existenz ist aber auf jeden Fall unterhaltsam und wird wohl auch immer wieder Einfluss haben.
Kebrons und McHenrys Mission ist eher eine nette Nebenhandlung, die aber zur Begegnung mit einem allzu bekannten Gesicht führt, Kebron über sein bisheriges Leben nachdenken lässt und McHenry in ein anderes Licht rückt, welches nicht nur die Aufmerksamkeit Kebrons auf sich zieht.
Der Handlungsstrang um Si Cwan und seine Schwester Kallinda schwächelt recht stark. Letztlich reduziert er sich vorerst auf eine Schüler-will-seinen-Lehrer-rächen-Story. Das hat man schon sehr häufig aufgetischt bekommen und kommt in Requiem keineswegs frischer daher. Allein schon, weil bisher kaum etwas charakterspezifisches in der Handlung zu entdecken ist und somit eher wie eine generische Auffüllung von Buchseiten ausschaut. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Da weiß man beim David ja nie so genau. Im Notfall geht wieder irgendetwas hoch.
Star Trek: New Frontier #7 - Excalibur I: Requiem hat erstmal einen unverschämt langen Titel, kann dann jedoch auch dufte und leicht unterhalten. Der Fokus auf die einzelnen Charaktere und die Zeit nach der Zerstörung der Excalibur tut der Reihe sicherlich gut. Doch teils macht es sich der Autor etwas zu einfach oder verschenkt immer wieder großartige Möglichkeiten im Tausch gegen überraschende, aber hanebüchene Effekte.
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