Liberator #1 (Black Mask)
Tagsüber jobbt Guerrero in einem Café und verkauft überteuerten Kaffee an hippe Tweens und erfolgreiche Geschäftsmänner. Er hasst seinen stupiden Job, seine Kunden und vor allem seinen Arbeitskollegen Randy, der nicht nur einfach ein Arsch ist, sondern auch immer wieder sexistische Sprüche von sich gibt. Doch Nachts wird er zum Helden, aber nicht wie in den Comics mit einem Cape, sondern ganz in schwarz mit einer Skimaske und bewaffnet mit einem Seitenschneider und einem Kanister Benzin. Er ist nämlich Tierbefreier und hat gerade eine Hundekampfarena abgefackelt. Natürlich wurden vorher alle Hunde befreit. Versüßt wird ihm der Tag nur durch einen Besuch von Jeanette, einer jungen Protestlerin, die einen weniger radikalen Weg als Guerrero geht, dafür aber sehr viel öfter mit den Bullen aneinandergerät.
Hatte es ja schon länger vor, aber erst jetzt bin ich mal dazu gekommen. Mein erstes Review zu einem Black Mask Studios Comic. Anfang dieses Jahres wurde das Independent Comicstudio von Steve Niles (Breath of Bones) gegründet. Wer Niles bei Twitter folgt, wird mitbekommen haben, dass er sich auch immer wieder politisch äußert, sich für bessere Darstellung von Minderheiten, gegen Sexismus und anderen Schwachsinn im Comicmedium ausspricht und auch schon mal Geld für Künstler sammelt die von den Mainstreamverlagen hängen gelassen wurden. Daher war für ihn klar ein independent Label gründen zu wollen, dass den Fokus auf Comics mit libertärer Ausrichtung legt. Der erste Comic war daher auch eine Kurzgeschichten Sammlung an der unter anderem auch Künstler wie Alan Moore mitgewirkt haben und deren Profite an Organisationen gespendet wurden um die Occupy Proteste zu unterstützen. Eine der weiteren Serien ist “Liberator” von Matt Miner, deren erste Ausgabe ich mir hier jetzt vornehmen möchte.
In “Liberator” geht es um die Helden derer, die sich nicht selbst wehren können. Guerrero ist einer von vielen einsamen Kämpfern der ALF und wir beobachten ihn bei einer seiner nächtlichen Aktionen. Darauf folgt ein Blick in seinen Alltag und wir lernen auch Jeanette kennen. Teilweise erscheint es ein wenig sehr so, als wäre Miner etwas zu bemüht seine Botschaft unters Volk zu bekommen. Andererseits sollte man den Comic auch einfach als Superheldencomic sehen, nur eben das es in unserer Realität stattfindet und die Helden einfache Teenager sind, die sich um das Wohl von Tieren einsetzen. Am problematischsten ist an der ganzen Sache für mich, dass es letztlich eine gute Botschaft sehr eindringlich vermittelt, der Haken ist dabei aber doch, wie immer bei solchen Dingen. Man erreicht nur Leute die entweder eh voll auf der Seite des Autors sind oder zumindest sich sehr fürs Thema interessieren.
Für die Zeichnungen war Javier Sanchez Aranda zuständig, der seine Optik ein wenig zu sehr an die der großen Comicverlage anlehnt. Dürfte ruhig etwas eigenständiger aussehen. Ansonsten aber ne solide Sache an der es nicht viel zu meckern gibt. Die Farben sind auch stimmig, es müsste eben nur noch etwas besonderer aussehen.
Im Anschluss an den ersten Part gibt es noch einige Seiten mit weiterführenden Informationen zur Animal Liberation Front, Interviews mit Tierbefreiern und weiterführende Linklisten. Finanziert wurde das Heft übrigens über Kickstarter, wobei vor allem die Punkbands “Bad Religion” (Sänger Brett Gurewitz ist im übrigen auch mitbegründer des Verlags), “Decendents” und “Propaghandi” zu den größten Sponsoren gehörten. Wer also zu diesem Thema mal einen Comic lesen möchte, ist hier an der richtigen Stelle, militante Aasfresser werden sich vermutlich angegriffen fühlen.
7 von 10 hungrige Hunde