Death Race 2000 (1975) [M.I.G.]
Im fernen Jahr 2000 wurde die Menschheit während eines schrecklichen Vernichtungskrieg stark dezimiert. Bei den Kämpfen eroberte Russland auch die vereinigten Staaten und machte aus ihnen eine Kolonie. Um die unterdrückten Einwohner bei Laune zu halten, bekommt das Volk wonach es ihm gelüstet: Hass und Gewalt! Jedes Jahr treten die fünf besten Fahrer und ihre Navigatoren zum interkontinentalen Todesrennen von New York nach New Angeles an. Zum Gewinner wird nicht nur der gekürt, der am schnellsten am Ziel ist, denn man braucht auch die meisten Punkte. Punkte bekommt man allerdings nur indem man Passanten überfährt. Als Favorit wird auch dieses Jahr der Nationalheld Frankenstein (David Carradine) gehandelt. Dieses Jahr bekommt er allerdings starke Konkurrenz durch den hitzköpfigen Machine Gun Joe Viterbo (Sylvester Stallone). Schlimmer ist aber noch, dass die französischen Rebellen die Todesrennen für immer zu beenden und die Fahrer durch Terroranschläge zu töten. Was Frankenstein aber noch nicht ahnt, ist dass er mit seiner Navigatorin Annie Smith (Simone Griffeth) eine Feindin mit an Bord hat. Sie wiederum ahnt auch nicht was Frankenstein wirklich vor hat.
Roger Corman (Carnival Rock) begann die Kurzgeschichte “The Racer”, des dänischen Science-Fiction Autoren Ib Melchior (Reptilicus) als Film zu adaptieren. Er war aber der Meinung, das Punkterennen sei zu düster und gemein. Daher lies er seine Entwürfe von Robert Thom und Charles B. Griffith (Kleiner Laden voller Schrecken) verfeinern, die sehr viel Humor und politische Satire hinzufügen sollten. Umgesetzt wurde das fertig gestellte Skript schließlich von Paul Bartel (Trick or Treats). Um die futuristische Welt zu kreieren wurde nicht allzu viel getan. Wie man es schon aus “The last Man on Earth” und anderen dystopischen Filmen wusste, bedeuteten herumfliegende Zeitungen und leere Straßen, dass die Welt am Abgrund steht. Hinzu kommen viele leere Highways, ein paar Mattepaintings und Corman lies fünf Volkswagen von einem renommierten Autodesigner umbauen. Außerdem gibt es noch eine Szene mit einem Flugzeug, für die Corman einen Prototypen mit einem Heck Rotor bekommen konnte. Trotz sehr beschränkter Mittel sieht der Film also trotzdem ziemlich hochwertig aus, zumindest im Vergleich zu anderen Corman Produktionen. Es ist jedenfalls einmal mehr, sehr erstaunlich wie viel Corman für nur rund 300.000 Dollar auf die Leinwand bringen kann.
Der Film sieht dabei nicht nur wertig aus, sondern kann auch noch mit einer sehr unterhaltsamen Story glänzen. Natürlich dürfen auch ein paar leicht erotisch angehauchte Szenen fehlen, Gore gibt es natürlich auch. Im Mittelpunkt steht neben dem Rennen, das meist recht spannend inszeniert wurde, nur manchmal fällt zu stark auf, dass die Frames langsamer geschraubt wurden um es rasanter wirken zu lassen, auch noch der politische Anteil. Dabei wird dann doch das eine oder andere politische Statement abgegeben, ohne das es meist zu offensichtlich wird. Die Botschaft wird den Zuschauern also nicht zu sehr eingehämmert, ein politischer, sozialkritischer und medienkritischer Hintergrund ist aber durchaus sehr greifbar. Es muss aber auch gesagt werden, wie verplant das Skript teilweise ist. Die Welt von Death Race 2000 ist nicht immer ganz schlüssig. Es gab Krieg und nun gehören die USA zu Russland und nur die französischen Rebellen leisten widerstand. Unter den Fahrern ist dann aber auch ein Naziteam. In dem übrigens der Navigator Herman the German von Fred Grandy gespielt wurde. Grandy wurde wenige Jahre später durch seine Rolle in “Love Boat” zu m Star und danach zum eher unangenehmen Politiker. Jedenfalls wird hier nie so richtig klar wer eigentlich gegen wen kämpft in dieser Welt und welche Ideologien dahinter stecken. Dabei fällt mir noch ein, dass Mr. Präsident (Sandy McCallum), der Präsident der Welt, immer aus dem Hintergrund dirigiert und bei seinen Videobotschaften wie aus einer anderen Welt rüberkommt, was mich ein wenig an “Zardoz” denken lies.
Was den bewusst trashig gehaltenen, aber trotzdem irgendwie hochwertigen Film erst so richtig cool macht, sind ein paar der Darsteller und ihre verdammt guten Darbietungen. Bei den Damen ist es Louisa Moritz, die als hohle Blondine fast ein wenig zu gut spielt. Mary Woronov (TerrorVision) als städtisches Cowgirl und nicht zuletzt Simone Griffeth als Frankies Kartenleserin sind auch gut. Am meisten machen aber die beiden großen Stars des Streifens spaß. Zum einen wäre da David Carradine (Evil Toons), der den Zenith seiner Karriere gerade überschritten hatte, denn seine Kultserie Kung-Fu war gerade zu Ende gegangen. Auf der anderen Seite haben wir Sylvester Stallone, der in “The Lord's of Flatbush” zum ersten so richtig zeigte was er kann. Auch hier beweist Cormans New World Pictures mal wieder ein Gespür für die richtigen Leute. Denn schon am Set zu DR 2000 erzählte Sly allen von diesem Skript über einen Boxer an dem er arbeitete und das ihn dann nur ein Jahr später zum Megastar machen sollte. Zudem ist es einfach herrlich wie sehr er seine, eh schon recht karikaturenartige, Rolle noch mal mehr überspitzt und ihre Eigenarten auf den Gipfel treibt.
“Frankensteins Todes-Rennen” ist auch nach dem zigsten Durchlauf immer noch ein Dauerbrenner und wird vermutlich auch niemals lahmen. Allein Stallone und Carradine sind die Sichtung schon Wert, aber dann kommt noch ein cooler Plot, derber und dabei auch mal gerne mehrschichtiger Humor, Action und etwas Gore hinzu. Ein luftig lockerer Spaß für zwischendurch, aber trotzdem nicht stumpf. Einer der größten Corman Klassiker!
Jetzt gibt es das Todes-Rennen auch im Sylvester Stallone Double Feature, in dem es sich eine Blu-ray mit “Nighthawks” teilt. Das Bild ist toll und der deutsche Ton, dessen Synchro übrigens sehr gelungen ist, klingt auch gut. Auf die tollen und zahlreichen Extras der Einzelversion müsst ihr allerdings verzichten.
8 von 10 Hand-Granaten