Die Hexe (1982) [Maritim Pictures]
Die Familie Leahy zieht in ein altes Haus, in dem zuletzt in den Sechzigern ein paar Teenager verschwunden sind. Abgesehen von seiner Vergangenheit scheint das Haus aber okay zu sein. Man muss zwar noch sehr viel daran machen, bis man das weitläufige Gelände, die großen Räume und den Pool genießen kann, aber das sollte alles nicht so dramatisch sein. Doch dann wird klar, das die liebestollen Teenager von einst nicht einfach nur so ermordet wurden. Denn auch den Leahys und ihren Besuchern stoßen immer wieder merkwürdige Dinge zu. Bald wird klar was dahinter steckt. Das Haus selbst revoltiert gegen sie, stellt ihnen Fallen und dann taucht auch die Hexe wieder auf, die vor rund 300 Jahren an eben diesem Ort gekreuzigt und gefoltert wurde. Sie möchte Rache und dabei geht es ihr nicht nur darum die nachfahren der damaligen Katholiken zu erwischen. Hauptsache sie kann Leid anrichten.
Hui, “Die Hexe” oder auch “The Witch” ist ein amerikanischer Horrorfilm aus den Achtzigern von dem ich vorher noch nie etwas gehört habe. Nach kurzer Recherche war aber klar, dass “The Witch” nur der Alternativtitel in England war, wo der Film 1984 dank seiner lokalen Beliebtheit einen kurzen Kino Run hinlegen durfte. In Wirklichkeit nennt sich das gute Stück “Superstition” und von dem Film kenne ich zumindest das Poster. Trotzdem immer schön solch eine Neuentdeckung zu machen.
Die ersten Minuten ließen den Verdacht aufkommen ein ziemliches Klischeewerk vor mir zu haben. Es beginnt nämlich mit einer Rückblende zu den einst ermordeten Teenagern. Natürlich knutschen diese im Auto und werden dann von einer bösen macht geärgert. Meine zweite Angst war es einen drögen Haunted House Film ertragen zu müssen. Aber schon der erste der Teenager gerät irgendwie ins Haus und wird beim Fluchtversuch vom Fenster zerhackt, das ihn erstmal ordentlich durchkaut. Schöne Sache und ein guter Indikator für alles was noch kommt.
Und wirklich lässt James W. Roberson, der als Regisseur nur wenig gemacht hat, dafür aber als Kameramann mit Titeln wie “The Town That Dreaded Sundown” ziemlich erfolgreich war, hier die Fetzen fliegen. Zwar ist der Streifen beiweiten kein Splatterfest, aber der geneigte Bluthund findet was er sucht. Auch ansonsten ist die Atmosphäre einige Male ziemlich stimmig und gruselig und langweilig wird es dabei höchstens nur mal kurz. Die Effekte sind zum Glück großteilig auch echt gut gemacht und nie zu comicartig geraten. Am gelungensten ist wohl der Flashback ins 17. Jahrhundert, wobei wir Zeuge der Hexenzüchtigung werden.
Störend ist dabei nur die Hexe, die gerne mal ein bisschen zu übertrieben agiert. Natürlich ist der Film insgesamt eher lockere Unterhaltung und ein dickes Augenzwinkern ist schon immer dabei, doch sie übertreibt es dann doch etwas. Dafür sind die restlichen Figuren eigentlich ganz interessant. Spannend und ungewöhnlich erscheint mit Larry Pennells (Mr. Baseball) Rolle. Der Familienvater ist nämlich kein Held und bekommt nicht viel gebacken. Während also seine, von Lynn Carlin (...tick... tick... tick...) gespielte, Ehefrau Melinda im Keller nachschaut woher die unheimlichen Geräusche kommen, bleibt George ängstlich im Ehebett zurück. Auch später versucht er zu fliehen und will nicht gegen das Böse kämpfen. Genau dieser Moment wäre eigentlich der Zeitpunkt an dem die meisten anderen Horrorfilme eine Predigt halten würden. Darüber dass nur der Mut guter Menschen das Böse besiegen kann und so weiter. Da gibt es dann auch zum Finale hin nichts dran zu rütteln. Er hat Angst und kann Aufgrund dieser Angst seine Familie nicht vor der Hexe beschützen. Ein selten gesehener Funke Realität im Horrorgenre. Und wenn man so einen Charakter mal in einem Film hat macht man sich oft lustig darüber. Hier entsteht daraus viel mehr ein wenig Drama, da seine Töchter sich nicht mehr bei ihm geborgen fühlen. Interessante Ansätze.
Die Produktion ist aber natürlich trotzdem kein Meisterwerk. Einige der Set-Pieces sehen klasse aus, manchmal sieht man aber ebenso sehr wie billig zusammengeschustert alles ist. Gerade der Friedhof mit seinen Vorzeigegrabsteinen und ein paar andere eher ungelungene Aufnahmen kratzen an dem eigentlich guten Eindruck und auch nicht jeder Dialog wurde gänzlich durchdacht. Wenn man ehrlich ist, ist auch die Prämisse nichts neues, nur ist sie eben ganz interessant umgesetzt. Genrefans sollten jedenfalls mal reinschauen, ein Hit ist es trotzdem nicht. Meinen Spaß hatte ich aber allemal.
Die DVD hält ein ziemlich gutes, aber etwas blasses Bild bereit, dafür aber erstmals ungeschnitten hierzulande erhältlich. Der englische Originalton, sowie der deutsche sind auch ordentlich und vor allem kann die deutsche Synchronisation mit tollen Sprechern glänzen die sich richtig ins Zeug legen und den Film diverse male aufwerten können. Ein Wendecover mit einem weiteren Originalposter Motiv ist zu meiner Freude auch vorhanden. Des weiteren gibt es aber keine Extras, wenn man vom Originaltrailer in mäßiger Qualität absieht. Hinzu kommt noch eine Trailershow zu feinen Klassikern und feinem Trash wie “Killer Spookies”, “Messias des Bösen”, “1984”, “Sam Hell ist der Jäger”, “Under the Blade” und “Labor des Grauens”.
6,9 von 10 Kreissägenpriesterkills