Roland, Ritter ungestüm #8 (Cross Cult)
Egal ob als Abenteurer, Burgherr, Kämpfer oder selbst als Richter, immer wieder ist Roland dazu in der Lage jedes Problem zu bewältigen. Nicht nur, dass er jede Intrige aufdeckt und alle Feinde schlagen kann, er erweist sich auch des Öfteren als intelligenter Burgherr und Herrscher. Er ist es, der als einziger die Ruhe bewahrt als ein vermeintlicher Kobold die Wälder von Rotteck heimsucht. Auch die unheimliche Nacht im Gruselturm von Sarrasinn überstand er als Einziger und zwar nicht ohne dabei gleichzeitig auch noch sein nicht ganz so gruseliges Geheimnis zu lüften. Ein weiteres mal darf Roland seinen Intellekt beweisen als er eine große Intrige aufdeckt. Denn während die Bürger von Rotteck und der angrenzenden Grafschaften kurz vorm verhungern sind, nutzt einer der Landherren eben diesen Umstand für sich aus. Selbst mit Werwölfen nimmt er es auf und auch ein kleine Feuersalamander kann viel bewegen.
2010 begann Cross Cult damit die klassische Ritterreihe von François Craenhals neu aufzulegen. Das Ziel war eine einheitliche und aktualisierte Gesamtauflage aller Alben und was man sonst noch in die Hände bekommen konnte. Mit Band Nummer Acht ist dieses Vorhaben abgeschlossen und zu einem noch größeren Projekt geworden als man gedacht hatte. Man konnte nämlich nicht nur erstmals alle Alben auf deutsch präsentieren, sondern auch sämtliche Kurzgeschichten, Einseiter und so viel Bonusmaterial wie nur ging. Dem Ergebnis merkt man die Liebe und Leidenschaft förmlich an und eine bessere Gesamtausgabe von Roland wird es wohl sobald nicht mal in seiner Heimat Frankreich geben.
Obwohl hier im letzten Band nur noch die letzten Reste untergebracht werden, ist das Ding trotzdem noch beinahe 200 Seiten dick geworden. Den Anfang machen die verbleibenden 10 Kurzgeschichten die einst in Tintin Sélection und bei uns in der Zack Parade, sowie im Comic Forum erschienen. Darunter mit “Der Feuersalamander” übrigens auch die erste Geschichte um den ungestümen Ritter, die ich jemals gelesen habe (in Zack Parade #41). Die Kurzgeschichten bringen uns zurück in alle Möglichen Abschnitte von Rolands Lebenszeit und schließen hier und da zeitliche Lücken in Rolands Biographie. So erfahren wir zum Beispiel, dass Roland sich sogar schon einige Jahre vor seiner Ernennung zum Ritter. als würdiger Kämpfer erwies.
Ansonsten nutzt Craenhals das Format der Kurzgeschichte gerne mal dazu, um einen etwas größeren Fantasyanteil mit hereinzutragen. So gibt es hier Hexen, einen Fluch, Werwölfe, einen Kobold, einen Spuk und nicht zuletzt einen gehörnten Bären. Am Ende wird zwar jedes mal klar, dass nichts so ist wie es zuerst scheint, aber bis dahin werden teils absurdeste fantastische Momente geboten. Besonders in Erinnerung, blieb mir jetzt vor allem “Das Rätsel des Riesenhundes”. Nicht nur ein großes Abenteuer, gut geschrieben und sehr effektiv umgesetzt, sondern auch emotional eine wilde Fahrt, bei der die arme Dogge ganz schön leiden muss. Wenn man was kritisieren müsste, könnte man sagen, dass die eine oder andere Geschichte etwas zu lange geraten ist und Craenhals einmal mehr manchmal etwas zu viel Text braucht um alles in die richtige Richtung zu steuern. Jedenfalls werde ich immer etwas lesemüde wenn ein Panel aus mehr Text als Bild besteht. Sehr gut unterhalten wurde ich aber trotzdem.
Ein Glanzstück sind wieder mal die Zeichnungen des begnadeten Künstlers. Insgesamt sind die Kurzgeschichten vom Detailgrad her etwas unter dem Niveau der regulären Alben anzusiedeln, Ausreißer nach oben sind aber auch darunter. “Die Nacht des Grauens” zum Beispiel sieht fantastisch aus. Die Horrorelemente Funktionieren perfekt und diese Geschichte sieht einfach großartig aus und mischt sogar ein paar andere Stilmittel mit ein. Auch in anderen der Geschichten sind besonders während der nächtlichen Abenteuer die Atmosphäre großartig. Zudem wurden kämpfe hier teilweise härter und sogar blutig dargestellt, vor allem die Dogge muss recht grafisch leiden.
Als Bonus bringt dieser Band noch eine Bibliographie rund um Roland Ritter mit sich, in der sich alle wichtigen Informationen zu allen Veröffentlichungen in Deutschland und Frankreich finden lassen. Darauf folgt eine Covergalerie der Rijpermann Titelbilder und eine gekürzte Version des Kurzromans “Der Teufel im Tal”, der mit einigen wunderschönen schwarzweiß Zeichnungen des Künstlers angereichert wurde. Außerdem liegt dem Band noch ein Poster bei, auf der eine Europa/Asien Karte abgebildet ist, auf der alle Orte eingezeichnet sind, die Roland auf seinen langen Reisen besucht hat. Der krönende Abschluss einer wunderbaren Gesamtausgabe eines großen Comicklassikers. Sollte sich kein Fan entgehen lassen, besser wird’s nicht mehr.
8 von 10 Bären denen man Hörner aufgesetzt hat