Fabulous Furry Freak Brothers #0 (Rip Off Press)
Durch das Underground Comix Heft zum diesjährigen Gratis Comic Tag, rückten die Fabulous Furry Freak Brothers, bestehend aus Freewheelin' Franklin, Phineas Phreak und Fat Freddy Freekowtski wieder in mein Blickfeld. Grund genug für mich, ganz tief im Giftschrank zu wühlen und ein paar feine Sachen auszugraben. Der Erschaffer des freakigen Trios ist Untergrund Legende Gilbert Shelton. Ende der Sechziger begann er damit selbst kreierte Comics auf einer alten und nicht immer funktionalen Presse auf eigene Faust zu drucken, zusammen zu tackern und an Hippies, Freaks, Landstreicher, Tagelöhner, Rocker und alle anderen Aussetzigen zu verhökern. Bald waren die drei verdrogten Alltagshelden geboren. Der Kram von damals wurde schnell Kult und jeder von Sheltons Strips bald zu kleinen Heiligtümern. So dauerte es nicht lange bis auch seine Arbeiten nur noch schwer zu bekommen und vor allem unbezahlbar waren. Bald bekamen die Brüder, die übrigens keine Brüder sind, eine eigene Ongoing außerhalb der Fanzines bekamen. Von 1971-1997 sind innerhalb dieser Reihe 14 Hefte bei “Rip Off Press” erschienen, dem Label von Fred Todd, das zuvor eigentlich nur genutzt wurde um Rockbandposter und Flyer zu Drucken. Diese 14 Hefte werden jetzt besprochen, aber erstmal nur die Nullnummer.
Dieses 24-seitige Heft ist zugleich eine Best Of Nullnummer der Brüder, wie auch #1 von ROP’s Underground Classics. Das Heft besteht aus Einseitern, aber auch etwas längeren Strips die Shelton irgendwann vor vielen Jahren gemacht hatte (dieses Heft erschien 1985) und eigentlich nicht mehr zu bekommen waren.
Optisch umgesetzt wurden dabei nicht nur die alltäglichen Abenteuer der Brothers, sondern auch ein paar Redneck Hits. Der Löwenteil der Nummer besteht aber aus Drogen, Sex und Witzen über Bullen und Staat. Vor allem einer der Zivilbullen muss immer wieder leiden. Ein einschneidender Moment ist auch der Einzug eines jungen Aussteigermädchens, das in die Kommune aufgenommen werden möchte. Dann fangen sich die Jungs auch noch allesamt Filzläuse bei Busy Buns ein und Freddys fette Katze sorgt für Ärger.
Neben allerhand Frechheiten, die auch 40 Jahre später immer noch recht gewagt daherkommen steckt hinter vielen der Gags jede Menge Kritik an allem was einen so ankotzt. Hinter der lustigen Fassade wimmelt es vor antinationaler Symbolik, es wird gegen Kapitalismus gewettert und all der Hippiekram eben. Man muss nie angst haben, dass es zu politisch wird und auch Heute noch wird jeder Stoner, mit einer leicht nostalgischen Ader viel Spaß an den Strips haben. Wenn man aber hinter die Drogengeschwängerte Fassade schaut kann man noch viel mehr entdecken und in den Humor hinein interpretieren. Lustiges Zeug halt, dass sich aber in jedem Panel ganz klar als radikaler Teil der Gegenkultur erweist.
Optisch dreht Shelton gerne mal total frei. Wir bekommen zwar auch mal einen recht normalen Strip zu sehen oder einen stark schraffierten Crumbschen Stil, dann wiederum lässt er alle Hemmungen und auch Hüllen fallen und präsentiert was total absurdes. Man könnte fast sagen hier wird das Huhn gemolken. Was übrigens auch wirklich zu sehen ist. Herrlich! Man lernt beim lesen allerdings auch, dass weder Leichenstarre, noch eine Schildkröten beim Gefängnisausbruch helfen können. Super Sache!
8,4 von 10 mit Eigenkot geschriebene Parolen