Mittwoch, 11. September 2013

The Great Fight (2011) [Schröder Media]

The Great Fight (2011) [Schröder Media]

Der autistische Jugendliche Anthony (Miguel Jarquin-Moreland) gerät an seiner Schule in eine Schlägerei, nachdem er von seinen neuen Mitschülern provoziert wird. Wie sich herausstellt, gab es auch an seinen vorherigen Schulen immer wieder ähnliche Vorfälle. Um ihm vor dem Rausschmiss zu bewahren nimmt sich der Cop und Ex-MMA Fighter Nick (Frank Giglio) seiner an, da er in ihm eine natürliche Begabung feststellt. Nach und nach fasst Anthony Vertrauen und zeigt enorme Forstschritte und auch seine Gesundheit scheint sich zu verbessern.

Wie sich im Laufe des Films herausstellt besitzt Anthony eine Inselbegabung die sich vor allem im schnellen Erlernen von Kampftechniken, sowie im Umgang mit der spanischen Sprache zeigt. Auf diesem Wissen aufbauend gelingt es den Personen in seinem Umfeld viel besser mit ihm in Interaktion zu treten.
Einer der Schüler, den Anthony bei seinem früheren Wutausbruch verprügelt hat, ist Schüler von Nicks altem Widersacher Zane. Der Anwalt und nebenberuflicher Martial Arts Trainer, hat mit Nick noch ein Hühnchen zu rupfen, da er ihm die Räumlichkeiten für eine  Martial Arts Schule vor der Nase weggekauft hat. Das und die Schande, dass sein Schüler Felix von nem Autisten den Arsch versohlt bekommen hat, sind nicht akzeptabel und so unternimmt Zane alles, um Nick eins auszuwischen und fordert  Anthony heraus gegen Felix anzutreten.

The Great Fight ist für mich schwierig einzustufen. Auf der einen Seite klingt die Geschichte schon ziemlich hanebüchen,  und leistet sich vor allem in den „Nebenhandlungen“ so einige Frechheiten, allerdings kann ich dem Film zu keinen Moment vorwerfen das Thema Autismus reißerisch zu behandeln oder es auszuschlachten. Vielmehr scheint wirklich ehrliches Interesse dahinter zu stecken. In wie fern die Darstellung eines Autisten mit Savant-Syndrom authentisch ist, kann ich nicht so wirklich beantworten, da ich keine Erfahrungen mit autistischen Menschen habe. Der Zuschauer bekommt jedenfalls, ein Stück weit das, was er nach der Inhaltsangabe erwartet. So ein bisschen Rain Man mit Kämpfen. 

Als Laie muss ich aber sagen, dass Miguel Jarquin-Morelands Darstellung von Anthony wirklich gelungen scheint. Mich konnte er jedenfalls überzeugen. Kann aber sein, dass die Darstellung auf Klischees beruht, von deren Einfluss ich natürlich auch nicht gefeit bin. Aufgefallen wäre mir das aber nicht.
Auch einige der anderen Akteure können solide Leistungen abliefern, andere wiederum rufen eher Kopfschütteln hervor, wie beispielsweise Eric Etebari als Zane, der sämtliche Psychosen und Bösartigkeiten aller bösen Martial Arts Trainer von Karate Kid bis, naja, Karate Kid III (okay, nehmen wir noch Karate Tiger und alle seine Ableger und Kopien hinzu) in einem Charakter zu vereinen versucht. Ich sag mal nur so viel: Das geht schief und wirkt äußerst lächerlich.

Robert Loggia sollte ich vielleicht noch erwähnen, dessen kurzen Autritt als Psychologe und alter Freund Nicks, ich nicht so ganz einordnen kann. Auf der einen Seite ist er schon ganz witzig, auf der anderen besteht der Witz an seinem Charakter eigentlich hauptsächlich darin, dass er alles und jeden anschreit und aufs übelste beleidigt. Es sein denn, es handelt sich um eine Frau. Die wird dann hemmungslos angegraben.
Die Story gibt, wie man sich schon denken kann, nicht allzu viel her und hält sich daher nicht mit unnötigem  Beiwerk, wie Charakterentwicklung oder Backgrounds auf. Demnach ist nach 67 Minuten auch Schluss, okay es gibt noch 10 Minuten Abspann + zwei kleine Texttafeln zum Thema Autismus und Savant-Syndrom, aber das wars dann. Ist aber auch eigentlich ganz gut so. Mit mehr Spielzeit wäre da einiges zu sehr aus dem Fokus geraten und es hätte richtig anstrengend werden können.
Interessant fand ich das Ende, dass ich hier nicht spoilern will, aber das meine schlimmen Erwartungen glücklicherweise nicht erfüllte und mich somit, vielleicht nicht direkt überraschen, aber doch sehr milde stimmen konnte.

 Zu den Kampszenen muss ich sagen, dass die leider nicht wirklich gut sind. Es wird überhaupt sehr wenig gekämpft, da sich alles auf die (dünne) Handlung konzentriert. Was auch ne gute Entscheidung war, denn die wenigen, vorhandenen Kampszenen sind wenig ansprechend inszeniert und geben auch nicht die wirkliche Brutalität von MMA wieder.

Die deutsche Synchronisation ist gelinde gesagt ziemlicher Bockmist. Es ist nicht unbedingt so, dass alle Sprecher schlecht sind. Die meisten sind eher unteres Mittelmaß, aber nicht per se scheiße. Das Hauptproblem liegt , eher darin, dass kaum ein Sprecher zu der ihm zugeteilten Rolle passt. Bis Auf Anthonys Schwester und Anthony selber fallen mir wirklich keine, zumindest solide synchronisierten Charaktere ein. Grade der Sprecher von Nick sorgt ein ums andere Mal dafür, dass sich mir die Fußnägel hochrollen.
Glücklicherweise beinhaltet die DVD auch die englische Tonspur, die aber hier und da mit Soundproblemen zu kämpfen hat, da Hintergrundgeräusche so manchen Dialog übertönen können.

Das Bild der DVD ist in Ordnung und an Bonusmaterial gibt es lediglich eine Handvoll Trailer.

Alles in Allem ist „The Great Fight“ nicht die Katastrophe, die ich nach Lektüre der Handlung erwartet hatte. Ein wirklich guter Film ist er aber auch nicht unbedingt. Dafür krankt er zu sehr an seinem niedrigen Budget, der dünnen Handlung, einigen schlechten Darstellern und an der sehr speziellen Ausrichtung des Films.
Menschen die einen Film über Autismus sehen wollen, sehen sich wohl eher Rain Man an. Leute die einen Film über MMA Kämpfe in Verbindung mit einem Drama sehen wollen, sind mit Warrior besser beraten und Leute die stumpfe Action haben wollen, sollten von diesem Film sowieso gänzlich die Finger lassen. Allerdings muss ich dem Film zu Gute halten, dass ich ihm seine Ehrlichkeit dem Thema gegenüber durchaus abnehme.

4,5 von 10 fliegende Armhebel