J-Pop 1 (Wasabi Records)
In den frühen Momenten des noch jungen Jahrtausends kam zu Kazé noch ein weiteres Unterlabel hinzu. Dabei handelte es sich um Wasabi Records, dem Label das uns in den folgenden Jahren eine ganze Reihe von feinen J-Pop/J-Rock Alben und Anime Soundtracks bescherte. Darunter auch am Anfang der Sampler J-Pop 1 von 2006. Darauf befinden sich insgesamt 14 Songs aus Japan, die entweder bekannte J-Pop Hits sind oder aus Anime Serien als Opening oder Ending Song bekannt sind. Klingt doch fein, also mal reingelauscht.
Interessant sind zuerst ja vor allem die Animesongs. Davon sind insgesamt 8 enthalten, die zusammen die erste Hälfte des Albums bilden. Darunter auch gleich zwei Songs aus der “Rurouni Kenshin” TV-Serie und aus “Mobile Suit Gundam Seed”. Hinzu kommen noch Songs aus “Astro Boy”, “One Piece”, “Gravitation” und “Piroppo”. Mit “1/3 pure heart emotion” von Siam Shade hat die Platte gleich einen kraftvollen Opener der nicht enttäuscht und zudem auch noch eine wichtige Funktion in einem wichtigen Franchise hat. Richtig schön schmissig, ist auch der zweite Kenshin Song der CD “Sobakasu”. Ein süßes Liedchen von Judy and Mary, dass mich aber jedes mal aufs neue mit seinem merkwürdig noisigen Intro überraschen kann. Dafür ist der Song aus Piroppo leider nicht auszuhalten, etwas lasch und zudem noch viel zu lang. Zu allem Übel ist das Ding auch noch so zuckersüß, dass man es nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Dann doch lieber “Agreement” aus dem One Piece Fundus. Auch nicht unbedingt einer meiner liebsten Anime Songs, aber wenigstens ein eher positiver Ohrwurm. Zuletzt haben mir noch die beiden Gundam Songs ziemlich gut gefallen, die mit herrlich unpassenden schmuse Lyrics zu einer Serie in der Menschen im Roboteranzügen sich gegenseitig auf den Kopf hauen unterlegt von hektischer und nicht immer ganz passendem Technopop und süßer Mädchen stimmte. Nicht alles unbedingt mein Geschmack, aber es hält sich gut die Waage. Die Hälfte der Songs finde ich klasse, ein par Sachen werden aber früher oder später geskipt werden.
In der zweiten Häfte der CD geht es nur noch um J-Pop Songs generell und es gibt einige bei uns bekannte und weniger bekannte Künstler zu hören. Jedenfalls kenne ich ein paar davon, aber nicht alle. Höhepunkt des Ganzen ist vermutlich nicht nur für mich der letzte Song “Shallow Sleep” von Hyde, der wohl jedem Animefan als Sänger von L'Arc~en~Ciel und Betreiber des Plattenlabels Haunted Records bekannt sein sollte. Ein schöner sehr ruhiger und melancholischer Song. Der perfekte Rausschmeißer für so einen Sampler. Ken Hirai ist vielleicht nicht unbedingt mein Geschmack, trotzdem finde seine Mischung aus Boy Band Sounds und klassischen Funk ganz cool. Insgesamt finden sich auf der zweiten Hälfte für meinen Geschmack zu viele platt produzierte Popsongs, denen das gewisse etwas fehlt. Könnten zum Teil auch schrecklicher Eurotrash sein, für mich muss es dann entweder wirklich gute Musik sein, wie zum Beispiel der super geschriebene und arrangierte Song von Hyde oder ich gebe mir den japanischen Popwahnsinn, der muss dann aber auch herrlich süßlich und total niedlich sein oder eben einfach verrückt (der Gravitation Song ist ein gutes Beispiel von einer abstrusen Mischung von organischer Musik nicht passenden elektronischen Beats und einem nicht immer punktgenauen Gesang, die aber trotzdem toll funktioniert). Es sollte in mir jedenfalls eine Reaktion auslösen und dazu waren dann doch zu viele Songs nicht in der Lage. Insgesamt hält es sich aber die Waage und etwas über 50% der Songs werden auch in Zukunft noch ein paar mal von mir gehört werden.
Die Veröffentlichung kommt mit einem dicken Booklet, das mit einem Essay über J-Pop im allgemeinen beginnt und Einsteigern erstmal erklärt was der Begriff eigentlich bedeutet, was typisch fürs Genre ist und auch auf die Verbindung zwischen Anime und J-Pop und deren gemeinsamen Einfluss auf die Japanischen Stars wird eingegangen. Für den Idol Kult blieb aber nur ganz flüchtig am Rande Zeit. Ebenfalls im prallgefüllten Booklet zu lesen gibt es alle Lyrics in japanischer Form (in Romaji geschrieben) und dann noch in einer deutschen Übersetzung. Für Fans also durchaus ein guter Release, wobei wohl nur wenige wirklich alle Songs toll finden werden, aber das ist bei Samplern ja meist der Fall.
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