Star Trek (2009)
Die USS Kelvin befindet sich auf einer Routinemission, als plötzlich ein riesiges Schiff vor ihr aus dem Nichts auftaucht und das Feuer eröffnet. Bevor auf der Kelvin überhaupt jemand reagieren kann, ist der Captain (Faran Tahir) tot und das Schiff schwer beschädigt. Es ist nun an George Kirk (Chris Hemsworth) die Crew und vor allem seine geliebte und hochschwangere Frau Winona (Jennifer Morrison) vor dem bösen Romulaner Nero (Eric Bana) zu retten. Es gelingt ihm unter Einsatz seines Lebens. Doch bevor er stirbt, hört er die ersten Schreie seines Sohnes - James Tiberius Kirk.
Jahre später - Kirk (Chris Pine) ist zu einem wütenden jungen Mann herangewachsen - sucht Captain Pike (Bruce Greenwood) den Burschen auf, um ihn dazu zu bewegen, der Sternenflotte bei- und das Erbe seines Vaters anzutreten. Kirk grübelt lange, doch schließlich entscheidet er sich für die Sternenflotte. Eines Tages wird die Flotte aufgrund eines Angriffs auf Vulkan in Alarm versetzt. Die junge Crew der USS Enterprise versammelt sich zum ersten Mal unter Captain Pike...
Ich deutete es ja bereits vor einiger Zeit an, als ich Star Trek: Countdown besprochen habe, dass ich den Reboot eigentlich ganz ordentlich finde. Da es nach vier Jahren dann doch mal Zeit wird, den Film hier für den Blog zu besprechen, mochte ich das hiermit mal abhandeln.
In grauer Vorzeit passierte Nemesis und ich hoffte, dass dieser Film wirklich das Ende der Star Trek-Filme sein sollte. Da war einfach nichts mehr zu holen und ich dachte, dass es sich eher lohnen würde, in eine gute Serie zu investieren. ST:E war ja dann insgesamt nicht die erhoffte Lösung und so war ich damit zufrieden, dass Star Trek erstmal ruhen sollte. Als die Ankündigung eines elften Films mich erreichte, war ich außer mir. Ich war mir sehr sicher, dass das in die Hose geht. Bestätigt wurde diese Annahme dann auch noch dadurch, dass es sich um einen Film handeln sollte, der die Anfänge der Enterprise-Crew um Kirk zeigen sollte. Bärrgh! Das hatte doch schon bei Star Wars nicht funktioniert und sowieso, warum nicht mal was Neues wagen?!
Aber man soll sich ja nicht über Sachen aufregen, die man so nicht ändern kann. Beständig hoher Blutdruck ist einfach auch nicht gesund. Daher ließ ich Star Trek und den elften Film erstmal nicht mehr zu nah an mich ran.
Im Frühjahr 2009 war es dann aber doch soweit. Ich sah diese Ausgeburt der Hölle, wie ich sie für mich schon bezeichnete, im Kino und war positiv überrascht. Überhaupt - und dafür schäme ich mich jetzt gerade gar nicht mal so sehr - hat Star Trek XI mich wieder so richtig zum Franchise zurückgeholt.
Genug jedoch der Ickschen Trekkunde. Zurück zum Film.
Der fängt ja nunmal gleich ultra dramatisch und mit einem lauten Knall an. Vielleicht etwas sehr viel Pathos, aber man will ja auch Bock auf die ganze Sache machen. Dass man Abrams schon bei der Geburt Kirks wegen der vollkommen übertriebenen Lensflare-Effekte auf einem Stuhl fesseln und stundenlang mit einer Taschenlampe blenden möchte, ist dann eher nebensächlich. Zumindest im Kino kam das alles schon töfte 'rüber. Bei mehrmaligem Sehen zuhause nervt es allerdings schon.
Größeres Augenmerk wird auf Kirks und Spocks Jugend und Eintritt in die Sternenflotte gelegt. Im Fall von Kirk ist das alles super nachzuvollziehen und hätte auch in der "richtigen" Zeitlinie durchaus so unterkommen können - sehen wir mal vom Nokia-Autotelefon ab, das mich immer noch aufregt, sobald ich es sehe, und dem komischen Einfall, dass man ein riesiges Raumschiff wie die Enterprise hier anscheinend auf der Erde und nicht im Weltraumdock baut. Bei Spock (Zachary Quinto) wirkt gerade die Jugend mit den rassistischen Vulkanierlümmeln, die Spock aufgrund seiner menschlichen Mutter hänseln und verprügeln, sehr eigenartig. Mit gutem Willen kann man das irgendwie mit dem unentschlossenen Vulkanierkonzept von ST:E verbinden.
Begegnen sich Kirk und Uhura (Zoe Saldana) noch bevor Kirk überhaupt der Sternenflotte beitritt und Kirk und Pille (Karl Urban) im Shuttle zur Akademie, versammeln sich im Laufe des Films die bekannten Namen der Classic-Crew auf der Enterprise. Die großen Änderungen sind letztlich "nur", dass Spock und Uhura in dieser Zeitlinie ein ungleiches Liebespaar bilden, Scotty (Simon Pegg) einen Sidekick namens Keenser (Deep Roy) bekommen hat und Pike vorerst nicht durch die Gegend scootert und piept.
Das Casting ist in meinen Augen recht positiv ausgefallen. Optisch sind Kirk, Spock und Pille gut getroffen. Gerade Karl Urban macht seine Sache als Pille auch darstellerisch verdammt gut. Mimik und Gestik stimmen und seine Schnacks sitzen. Aber ich bin bezüglich Urban sowieso noch von seinem Dredd geflasht, was sich auch hier irgendwie auswirkt.
Nervig ist der sowohl im O-Ton als auch in der deutschen Synchro übertrieben starke Akzent Chekovs (Anton Yelchin). Was damals zu Zeiten der Serie und auch teilweise der Filme noch als Symbol für den Frieden zwischen den irdischen Nationalitäten zu verstehen sein sollte, wirkt heutzutage eher so als würde man sich über den jungen Russen lustig machen, den noch nicht einmal der Schiffscomputer versteht. Was innerhalb des Universums aufgrund des Universalübersetzers, der permanent mitläuft, abstrus ist und außerhalb wie ein intoleranter und dummer Scherz scheint, da Scotty/Pegg auch mit einem richtig harten schottischen Akzent spricht, aber keine derartigen Probleme bekommt.
Enttäuschend ist Eric Bana als Nero. Im Grunde bietet der Charakter schon Potenzial, doch weder das Drehbuch noch Bana mit seiner Physik bzw. seinem Spiel machen daraus wirklich etwas. Die Motivation ist simpel gehalten. Rache funktioniert aber eigentlich immer, solange die Wut, der Hass und der Schmerz des Rächenden auch wirklich transportiert wird, was hier nicht wirklich geschieht. Nero wirkt meistens etwas gelangweilt und auf der Brücke seines absolut unpraktisch konstruierten Bergbauschiffs wie ein Accessoire und nicht wie jemand, der alles verloren hat und nun bereit ist, Massenmorde unfassbaren Ausmaßes zu begehen. Er könnte eine Tasse Tee trinken und die Zerstörung eines Planeten anordnen, ohne dabei psychotisch zu wirken. Das hat durchaus wenig Reiz.
Die Geschichte kann aber über die zwei Stunden gut unterhalten. Sie wird tight erzählt und fühlt sich teilweise etwas wie Speed-Dating mit den Charakteren im neuen Universum an. Was aber gar nicht mal schlecht ist. Der Fokus liegt natürlich auf die sich entwickelnde Feindschaft/Freundschaft zwischen Spock und Kirk und Spock. Gerade für Spock gibt's im Verlauf einiges zu verarbeiten, was die übermäßige Emotionalität (für einen Halbvulkanier) irgendwie rechtfertigt - auch, wenn es im ersten Moment befremdlich wirkt.
Großer Kritikpunkt für mich innerhalb der Geschichte ist diese Sache mit dem Transwarpbeam. Das fühlt sich so furchtbar uninspiriert an und eher so, als hätten die Schreiber sich etwas verzettelt und brauchten etwas, um aus der verfahrenen Situation wieder herauszukommen. Man nimmt einfach Wissen aus der Zukunft und ab sofort können sich die Protagonisten überall hinbeamen. Im Star Trek-Universum kommt das letztlich einem God Mode gleich. Irgendwie blöd. Vor allem, weil sie auf dieser "genialen" Idee auch noch in Into Darkness aufbauen...
Sonst kann man aber im Prinzip nur festhalten, dass der Film eine angemessene Story für ein Star Trek-Kino-Abenteuer bietet - vorerst ohne eingezogene Bäuche und Gesang am Lagerfeuer.
Die Optik des Geraffels mag vielleicht nicht jeder oder kann sie überhaupt zwischen den ganzen Lichtreflexionen erkennen. In meinen Augen fängt das Design aber das etwas sehr Saubere und Unterkühlte aus Star Trek - Der Film und den Entwürfen zu Phase II ganz gut ein, verbindet es mit Elementen aus Raumschiff Enterprise und fügt es mit neuen Ideen zu einem schlüssigen Ganzen. Ich hätte mir da am Anfang des Films schon gerne eine Extrarunde um die Enterprise gewünscht, aber das wäre wohl viel zu Old School geworden und für die meisten Zuschauer unerträglich. Fünf Minuten lang den Dreh- und Angelpunkt der Serie zeigen, ohne dass jemand etwas sagt oder etwas explodiert - welcher Pfiffikus denkt sich denn so einen Schmarn aus und könnte das sogar genießen?
Star Trek ist erstmal ein dufter Actionfilm. Star Trek ist aber auch auch ein geglückter Versuch, mit ausreichend Mut ein fast verloren geglaubtes Franchise wiederzubeleben. Die Verbindung der beiden entstandenen Star Trek-Universen ist zwar etwas zusammengeschustert, aber Nähe und Veränderung stehen in einem ausgewogenen Verhältnis, so dass hier ein guter Neuanfang geschaffen werden konnte. Wie und ob dieser frische Start wirklich zu einem willkommenen Schwall an guten, neuen Star Trek-Geschichten führt bzw. führte, soll jetzt nicht Teil dieser Besprechung sein...
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