Larry Niven: Ringworld
Louis Wu hat einen runden Geburtstag zu feiern. Zwei Jahrhunderte durchwandert er nun das Universum. Anders als viele andere Menschen im 29. Jahrhundert ist er eine getriebene, unruhige Seele, die es kaum an einem Ort wirklich lange aushält. Zu viel hat er gesehen, zu fad erscheint ihm das Leben der anderen. Da ist es ihm nur recht, dass er auf seiner Partyreise durch die Zeitzonen der Erde die unwahrscheinliche Begegnung mit einem Pierson-Puppenspieler macht, einem zweiköpfigen, dreibeinigen Alien. Eigentlich verließen die Puppenspieler schon vor langer Zeit den bekannten Raum, um einer Explosion im Kern der Galaxie zu entfliehen. Zusammen mit dem Kzin Speaker-To-Animals, einem überaus aggressivem Katzenwesen, und dem Menschen Teela Brown, einer jungen Frau, die anscheinend vom Glück verfolgt wird, soll sich Louis auf eine abenteuerliche Reise zu einem riesigen, ringförmigen Objekt in den Tiefen des Alls begeben...
Da nun schon seit Längerem immer mal wieder eine Serie zum Ringweltzyklus von Larry Niven im Gespräch ist, wollte ich auch endlich mal diesen Klassiker der Hard Science Fiction nachholen. Zumal dieses abgewandelte Konzept einer Dyson-Sphäre sich doch einer gewissen Beliebtheit im Sci-Fi-Bereich erfreut - man denke da nur z.B. an die Halo-Reihe - und ich irgendwie das Gefühl hatte, dass ich mich über die Herkunft etwas informieren sollte.
Larry Niven schickt also die beiden Menschen Louis und Teela, den Kzin Speaker-To-Animals und den Puppenspieler Nessus auf die Reise zur Ringwelt. Die Ringwelt ist wie der Name schon vermuten lässt, eine ringförmige Konstruktion, in deren Mitte sich ein kleiner Stern befindet. Die Dimensionen sind vollkommen abstrus, bedenkt man, dass der Radius der Entfernung der Erde zur Sonne entspricht. Allein die Beschreibung dieses Objekts versetzt einen während des Lesens ins Staunen. Über die Größe lassen sich nur vage Rückschlüsse auf die Erbauer ziehen, doch ihre Macht und Möglichkeiten müssen immens gewesen sein. Unklar ist auch, ob die Welt überhaupt bewohnbar und bewohnt ist. Überhaupt ist nicht klar, was da so abgeht, und warum die Puppenspieler Interesse an ihr haben. Niven macht hier erfolgreich neugierig auf das, was da kommen mag.
Ist er bei den Fakten nicht verlegen, dem Leser ordentlich etwas vor den Latz zu knallen, knausert er leider gehörig bei der Geschichte und den Charakteren.
Das Team stürzt auf der Ringwelt ab und macht sich auf den Weg zu den Rändern des Rings, um dort eventuell Hilfe oder eine Möglichkeit zur Flucht zu finden. Auf dem Weg dorthin entdecken sie Überreste einer untergegangenen Zivilisation und sogar Siedlungen menschenähnlicher Wesen, die die Erbauer der Welt zu Göttern erhoben haben. In Bezug auf Religion erlaubt sich der Autor hier die ein oder andere Kritik und ein wenig augenzwinkernden Witz.
Im weiteren Verlauf treffen die vier zudem auf Prill, die anscheinend zu den Erbauern gehört oder zumindest direkt von diesen abstammt. In einem fliegenden Schloss reisen sie zurück zur Absturzstelle.
Währenddessen gibt es immer mal wieder witzige und desöfteren sehr dynamische Dialoge zwischen den Charakteren. Die Charaktere bleiben aber bis auf Louis einfach unfassbar flach. Teela ist eine glückliche Dumpfbacke, die Louis zur Gespielin wird, Speaker-To-Animals ist ein Klingone im Katzenkostüm mit Cocktailschirmchen als Ohren und Nessus ein Feigling. Prill ist eigentlich nichts - außer irgendwann auch die Gespielin von Louis. Ich habe das Gefühl, dass Frauen hier nicht allzu gut wegkommen, aber ich weiß nicht, woran es liegt...
Eine Entwicklung macht eigentlich nur Teela durch, die im Laufe der Geschichte das erste Mal in ihrem kurzen Leben mit Schmerz und Gefahr konfrontiert wird. Sie wird dadurch so gestärkt, dass sie sich entscheidet, mit einem gutgewachsenen Eingeborenen mit großem Schwert auf der Ringwelt zu bleiben.
Teela ist aber auch ein Element, das nicht so recht in die sonst so nüchterne Science Fiction passen möchte. Nessus wählte sie aus, weil die Puppenspieler versucht haben, glückliche Menschen zu züchten. Das wollten sie durch eine Lotterie erreichen, durch die Menschen das Recht zur Fortpflanzung erlangen können. Teela ist ein Mensch, der aus einer Reihe von diesen Lotteriekindern stammt. Sie soll also durch Züchtung mehr Glück als andere Menschen haben. Das ist ein netter Gedanke, aber meistens wird sowas schnell als Schmarn verworfen. Niven fand das allerdings so toll, dass es im Roman als Fakt hingenommen werden muss. Da wirft er irgendwie selbst Sand in das Getriebe einer Geschichte, die eigentlich ganz rund läuft.
Die Konzeption der Aliens beschränkt sich leider sehr darauf, dass sie einfach nur extreme menschliche Eigenschaften als hervorstechendes Merkmal besitzen. Gut, die Puppenspieler sehen schon dufte aus und auch deren Hintergrundgeschichte kann überzeugen, aber diese Beschränkung darauf, dass sie nur "Feiglinge" sind, die andere benutzen, um ihre Ziele zu erreichen, verschenkt viel Potenzial.
Ringwelt ist ein durchschnittlicher Abenteuerroman im Sci-Fi-Gewand. Niven wartet hier jedoch mit einem Konzept auf, das seit seiner Veröffentlichung zum festen Repertoire im Genre gehört und allerhand weitere Verwendung fand.
5,8 von 10 fiese Sonnenblumen