Rebel Riders (1967) [Paragon Movies]
Paul Collier (Cameron Mitchell) ist vor fünf Monaten seine schwangere Freundin weggelaufen weil er das Kind nicht wollte. Vor lauter Kummer würde er jetzt aber auch ein Baby in kauf nehmen, wenn doch nur seine geliebte Karen (Diane Ladd) zu ihm zurück kommen würde. In einem verschlafenen Örtchen in Arizona spürt er die Hochschwangere auf, die irgendwie gar nicht so schwanger aussieht und versucht sie davon zu überzeugen wieder zu ihm zu kommen. Auf dem Weg zu ihr trifft er auf einer Motorradgang, deren Anführer sein alter Kumpel J.J. (Bruce Dern) aus der Schule ist. Auch Karen macht Bekanntschaft mit den Bikern, nur das ihre sehr viel unangenehmer ist. Bei einem gemeinsamen Ausflug werden die beiden erneut von den Rockern angegangen und nur J.J. kann die Situation noch entschärfen. Kurz darauf kommt es aber zu einer Schlägerei, bei der Paul fast todgeprügelt wird. Nicht viel später versuchen schon die selben Bandenmitglieder die junge Frau zu vergewaltigen. Viel gegen sie ausrichten kann ihr Anführer zwar nicht, aber er lenkt sie kurzzeitig mit einem Rennen ab. In der Zwischenzeit kann Paul zwar fliehen, aber auch im Ort findet er keine Hilfe, da alle sich vor den Rockern fürchten. Doch dann gerät auch ein mexikanisches Mädchen in die Fänge der Fieslinge.
In der Hand eines talentierten Grindhouse Regisseurs hätte dieser Film unheimlich beklemmend und überhaupt ein verdammt guter Exploiter werden können. An sich ist das Skript nämlich ziemlich cool. Ein Pärchen wird von Rockern festgehalten, das Mädchen wird bedroht, einer der Rocker will ihr aber helfen, die Dörfler wollen nicht helfen und am Ende rocken eine Gruppe von Mexikanern in die Truppe rein. Super Sache eigentlich. Das Skript stammt ja aber auch von Martin B. Cohen, der unter anderem auch die Vorlage zu “Humanoids” schrieb. Leider übernahm er hier auch die Regie und das Ergebnis ist eine bodenlose Frechheit und nur dank einigen unfreiwillig komischen Szenen auszuhalten. Was auf dem Papier noch nach abstrusen Exploitation Spaß klingt, wird im finalen Produkt zur Katastrophe. Kein Exploitation Film sollte kurz nach dem Start durch eine 10-minütige Diskussion zum Stoppen gebracht werden in der es darum geht ob es moralisch vertretbar ist ein Kind abzutreiben oder eben nicht. Weder die Zeit, noch der Ort dafür.
Für 1967 vielleicht ein mutiges Thema, aber selbst im zeitlichen Kontext total albern wenn man bedenkt was noch so im Film passiert. An dieser Stelle kommt dann der unfreiwillige Humor zu tragen. Während Karen nämlich erzählt wie sie sich auf ihr Baby freut, es das wichtigste für sie ist und sie alles für es tun würde, besäuft sie sich schön. Sogar zu mehreren Gelegenheiten. Ich würde sagen die Mutter des Jahres für mich. Das Intro sind also einige Minuten sinnloses herum Gefahre, danach die Abtreibungsdiskussion und dann fahren die Rocker ne halbe Stunde rennen nur unterbrochen von gelegentlichen Vergewaltigungsversuchen und dem verzweifelten, der letztlich von den Mexikanern Hilfe bekommt. Auch wenn das alles sehr schlecht umgesetzt wurde, muss man sagen, dass ein paar Szenen wirklich sehr unangenehm sind und man trotz allem noch mitfiebert. Besonders die Momente in denen Paul nach Hilfe sucht sind sehr niederschmetternd und bringen die Verzweiflung gut rüber. Wie gesagt mit einem etwas talentierteren Regisseur wäre da um einiges mehr drin gewesen. Weitere total müllige Elemente sind noch der fette Cop, der zu dumm zum telefonieren ist und der vielleicht blinde Priester. Alles extrem albern.
67 gedreht, erblickte der Streifen das Projektorlicht der Drive-Ins erst drei Jahre später. Ausschlaggebend dafür, dass dann doch jemand die Rolle aus dem Tresor holte, war der Erfolg von “Easy Rider”, in dessen Sog händeringend nach Bikerfilmen gesucht wurde. Was die rebellischen Reiter perfekt machte um sich ein wenig im Schatten des Kultfilms zu sonnen, ist das Mitwirken von Jack Nicholson (The Shooting), der hier einen der ganz ekligen Biker spielt. Obwohl der Film wirklich richtig scheiße ist, sind in den Credits einige richtig gute Namen zu lesen. Nicholson macht seine Sache dann auch wirklich gut, genauso wie Cameron Mitchell (Drei Rivalen). Am besten ist aber Bruce Dern (Swamp Devil) als charismatischer und eigentlich gutherziger Rocker. Diane Ladd (Carnosaurus) hingegen geht absolut gar nicht und viele der weiteren Rocker sind einfach nur plumpster Comic Relief.
Doofer, doofer Film, der zudem noch schlecht gemacht ist und verdammt langweilt. In Anbetracht des Potentials, das nur innerhalb weniger harter Szenen erkennbar wird und dem eigentlich erstklassigen Cast, ist das Endergebnis eine wahre Schande. Hätte ich sehr gerne mehr gemocht.
"Rebel Riders" ist nun auch bei Paragon Movies in der großartig betitelten "Hells Angels - Horrortrip mit 100 PS Collection Vol.1" zu sehen. Auf drei DVD's bekommt ihr insgesamt neun Filme. Die anderen Titel wären "Black Angels - Die sich selbst zerfleichschen", "Hells Angels - Verdammt in Vietnam", "Blutnacht der Satansrocker", "Hells Angels 70 - Motorradrocker schlagen zu", "Hells Angels on Wheels", "Born to Ride", "Run Angel Run" und "Die Rocker von der Boston Street". Der Ton ist in Ordnung und die deutsche Synchro von den Sprechern, unter anderem ist Thomas Danneberg (Zwei sind nicht zu bremsen) zu hören, auch gut. Nur leider ist das Ganze bei weitem nicht lippensynchron. Auch das Bild macht ein paar Mätzchen. Es handelt sich erkannbar um eine VHS konvertierung, die auch noch einige altlasten davon zurückbehalten hat, aber auch die Filmrolle, die dadür Pate stand war schon unheimlich zerkratzt und lediert. Box kommt mit Pappüberstülper und Wendecover.
3 von 10 vollkommen unbeteiligte Esel