Wie ein Schrei im Wind (1966) [Schröder Media]
Wir schreiben das Jahr 1850 im ländlichen Kanada. Der unzivilisierte Trapper Jean Le Béte (Oliver Reed) kommt wie viele andere mit dem jährlich eintreffenden Dampfer zu einer kleinen Siedlung. Während sich die anderen Männer über ihre Frauen freuen, die sie aus dem Knast freigekauft haben, steht er ganz alleine da. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass der Händler der Siedlung seine Fälle nicht mehr bezahlen kann und da kommt seiner Frau eine nicht ganz feine Idee. Sie haben nämlich vor einigen Jahren ein kleines Mädchen adoptiert, das nicht mehr spricht, seitdem ihre Mutter von einigen Ureinwohnern verschleppt wurde. Um die offene Rechnung zu begleichen verschachert sie die kleine Eve (Rita Tushingham) an den grobschlächtigen Kerl. Von nun an muss sie mit ihm in einer Waldhütte leben, ihm bei der Jagd behilflich sein und den Haushalt schmeißen. Über die Zeit gewöhnt sie sich an ihre Situation und irgendwann taut der Brutalo auf und die beiden kommen sich doch noch näher. Als Jean dann aber in eine seiner eigenen Fallen tritt, wird die Jagd und die Versorgung zu ihrer Aufgabe. So wächst die zerbrechliche junge Frau immer mehr über sich heraus.
Zuerst erschien mir Sidney Hayers Abenteuerfilm “The Trap” recht altbacken. Gerade die Szenen zu Beginn in der Siedlung kamen mir etwas steif vor. Ab dem Moment, in dem Jean und Eve alleine im Wald sind, wird es aber zusehends packender. Eve wird ständig sympathischer und erweist sich immer mehr als starke, kleine Person. Die Figur entwickelt sich stetig weiter und ist am Ende des Filmes eine der vermutlich stärksten Frauenrollen der damaligen Filmzeit. Was das Ende allerdings im Bezug dazu zu bedeuten hat ist etwas zwiespältig, erklärt sich durch die Geschehnisse meiner Meinung jedoch recht gut. Sehr gefallen hat mir hierbei auch, dass wirklich nur wenig der damaligen Lebensweise romantisiert wird und einiges wirklich so hart dargestellt wird wie es war. Zum Beispiel ist die Szene in der die Frauen aus dem Gefängnis verkauft werden recht hart geraten.
Die Machart ist nicht perfekt, für seine Zeit ist der Film aber ziemlich solide und sieht nur an wenigen Stellen etwas unbeholfen aus. Leider scheinen aber einige der Außenszenen im Studio entstanden zu sein, die sehr schöne Natur wird uns einige male also nur vorgegaukelt. Dafür sind die involvierten Tiere, darunter neben vielen kleinen Nagern auch ein Puma und einige Wölfe, sehr gut trainiert und machen ihren Job sehr gut. Von den Schauspielern macht vor allem Rita Tushingham (Bitterer Honig) vieles richtig. Gerade, wie sie es schafft den gesamten Film als Hauptdarstellerin auszufüllen ohne je ein Wort zu sagen ist eine starke Leistung. An ihrer Seite Oliver Reed, dessen Karriere kurz vor ihrem Höhepunkt stand und der nicht zu viel falsch macht. Klar wirkt er oft etwas behäbig und stumpf, aber so ist seine Rolle auch angelegt und in anbetracht dessen macht er eigentlich ziemlich viel aus der recht eng gesteckten Rolle.
“Wie ein Schrei im Wind” wirkt zuerst nicht sonderlich originell und durch die schmucklose und kahle Machart recht unauffällig. Im Verlauf baut man zu den Figuren aber eine immer engere Verbindung auf und fiebert zum Ende hin wirklich mit und die etwas trostlose Optik des ganzen erweist sich als sehr passend. Gerade wem auch ansonsten die Romanadaptionen von Jack London gefallen, wird auch diese Trapperromantik sehr zusagen.
Nachdem der Film nun viele Jahre nicht mehr aufzutreiben war, ist er nun zum ersten mal hierzulande auf DVD zu bekommen. Der O-Ton und die deutsche Synchro sind zwar nur in Mono zu bekommen, dafür aber klar und kommen ohne Rauschen daher. Bonusmaterial gibt es leider keines, dafür ist das Bild wirklich gut und fast komplett frei von Kratzern und anderen Verunreinigungen. Ein Wendecover ist ebenfalls vorhanden und zudem hat man nicht mal ein hässliches modernes Cover drauf gepappt. Löblich.
7 von 10 Pumen